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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

'Critical Literacy' als Merkmal beruflicher Bildung

Von:
Ostendorf, Annette; Universität Innsbruck, Österreich
Thoma, Michael; Universität Innsbruck, Österreich


In Zeiten von ‚fake news’ und ‚alternativen Fakten’, einer fast unendlichen textbasierten Informationsflut im Internet und einer damit einhergehenden in der Literatur als ‚crisis of knowlegde’ (Cilliers 2013) bezeichneten Verunsicherung im Umgang mit Texten und ‚Wahrheiten’, erscheint es dringend notwendig, über Kompetenzen nachzudenken, die zur Bewältigung dieses Phänomens hilfreich sind. Dies gilt auch für die berufliche Ausbildung in unterschiedlichen Formen (Lehre und BMHS), die einem Bildungsanspruch gerecht werden will. Im Beitrag wird vor diesem Hintergrund das Konzept der ‚critical literacy’ (CL) vorgestellt wie es international in der Erziehungswissenschaft diskutiert wird (vgl. Luke et al. 2001, Luke & Freebody 1997). Es geht bei ‚critical literacy’ um die Fähigkeit zur kritischer Reflexion von verschriftlichtem Wissen, seines Erzeugungshintergrunds und Eingebundenseins in Macht-Wissens-Komplexe. Critical literacy umfasst “(…) second guessing, reading against the grain, asking hard and harder questions, seeing underneath, behind, and beyond texts, trying to see and ‘call’ how these texts establish and use power over us, over others, on whose behalf, in whose interests.’” (Luke 2004: 4). Es geht grob um Unterbrechung des als ‘normal’ und ‘selbstverständlich’ Betrachteten, die Erzeugung einer Perspektivenvielfalt, die Wahrnehmung der sozial-kulturellen Einbettung von Wissen und das Eintreten für Gerechtigkeit und Fairness (vgl. Lewinson et al. 2002).

Das Konzept der CL wird in Hinblick auf die berufliche Lehrer/innenbildung und die Umsetzung im Schulalltag an berufsbildenden Schulen diskutiert. Vorgestellt werden einige empirischen Befunde aus einem Forschungsprojekt, das sich mit der Erzeugung von CL bei angehenden Lehrkräften des berufsbildenden Bereichs beschäftigte (vgl. Thoma & Ostendorf 2017). Hier wurden quantitative und qualitative Daten entlang eines hochschuldidaktischen Konzepts erhoben, das die Schulbuchanalyse als Anker für eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung von Studierenden der Wirtschaftspädagogik mit textgebundenem Wissen und dessen Produktion verwendet. Im Beitrag wird begründet, warum CL als zentrales Merkmal einer umfassenden beruflichen BILDUNG betrachtet werden kann, was dies konkret für das Unterrichtshandeln bedeutet und wo dabei die Grenzen liegen können.

Quellen:

Cilliers, P. (2013): A Crisis of Knowledge: Complexity, Understanding and the Problem of Responsible Action. In: Derkx, P. & Kunneman, H. (eds.), Genomics and Democracy, pp. 37–60.

Lewison, M. & Flint, A. & Van Sluys, K. (2002): Taking on Critical Literacy. The Journey of Newcomers and Novices. In Language Arts, vol. 79, no. 5, pp. 382–392.

Luke, A. & O´Brien, J. & Comber, B. (2001): Making Community Texts Objects of Study, In: Critical Literacy: A Collection of Articles From the Australian Literacy Educators’ Association, pp. 112–123.

Luke, A. & Freebody, P. (1997): Shaping the social practices of reading. In S. Muspratt, A. Luke & P. Freebody (eds.), Constructing Critical Literacies: Teaching and Learning Textual Practice. Cresskill, NJ: Hampton Press, pp. 185–224.

Luke, A. (2004): Foreword, In: McLaughlin, M. & DeVoogd, G. (Eds.), Critical Literacy: Enhancing Students’ Comprehension of Text, pp. 4–5.

Thoma, M. & Ostendorf, A. (2017): Discourse Analysis as a Tool for Promoting the ‘Critical Literate’ VET Teacher, in: Vocations and Learning, online first 2017.



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