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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Welche Rolle spielt die Berufsbildung in einer digitalisierten Arbeitswelt?

Von:
Bock-Schappelwein, Julia; WIFO, Österreich
Huemer, Ulrike; WIFO, Österreich


Die Folgen des digitalen Wandels für die Arbeitswelt unterliegen aktuell einer breiten öffentlichen, oftmals kontrovers geführten Diskussion. Manche ForscherInnen erwarten, dass durch Automatisierung und Digitalisierung viele Berufe künftig nicht mehr gefragt sein werden (beispielsweise Frey — Osborne, 2013; Bowles, 2014; Brzeski — Burk, 2015). Andere ForscherInnen, wie Bonin et al. (2015) oder Dengler — Matthes (2015, 2016) für Deutschland oder Arntz et al. (2016) für die OECD-Staaten, darunter auch Deutschland und Österreich, bzw. Nagl et al. (2017) für Österreich, sind in ihrer Einschätzung merklich zurückhaltender. Sie nehmen an, dass sich weniger Berufe in ihrer Gesamtheit als vielmehr spezifische Tätigkeiten innerhalb von Berufen wandeln werden und sich die Arbeitsinhalte entsprechend verschieben werden.

Angesichts der Diskussion zum Automatisierungspotenzial durch den Einsatz digitaler Technologien untersuchte Bock-Schappelwein (2016) auf Basis von Daten der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung die Struktur und Zusammensetzung der unselbständig Beschäftigten nach Tätigkeitsschwerpunkt in den letzten 20 Jahren in Österreich und unterschied folgende fünf Tätigkeitsschwerpunkte: analytische Nicht-Routinetätigkeiten, interaktive Nicht-Routinetätigkeiten, manuelle Nicht-Routinetätigkeiten, kognitive Routinetätigkeiten, manuelle Routinetätigkeiten (Spitz-Oener, 2006; Dengler – Matthes – Paulus, 2014). )

Den vorliegenden Ergebnissen zufolge ist in den letzten Jahrzehnten ein relativ stabiles Verhältnis zwischen ausgeübten Berufen mit Schwerpunkt auf Routinetätigkeiten einerseits und auf Nichtroutinetätigkeiten andererseits zu erkennen, während gleichzeitig Verschiebungen zwischen Berufen mit vorwiegend manuellem und nicht-manuellem Tätigkeitsschwerpunkt zugunsten der nicht-manuellen Tätigkeiten feststellbar sind. Bezogen auf das Ausbildungsniveau zeigte sie, dass analytische und interaktive Nicht-Routinetätigkeiten insbesondere hauptsächlich von Arbeitskräften mit universitärer oder FH-Ausbildung ausgeübt werden. In Berufen, die von kognitiven Routinetätigkeiten geprägt sind, sind dagegen vorwiegend Arbeitskräfte mit berufsbildender mittlerer Ausbildung und abgeschlossener Matura tätig, und in geringerem Ausmaß Arbeitskräfte mit Lehrausbildung. Darüber hinaus zeigt sich das Phänomen der formalen Überqualifikation (zu den verschiedenen Berechnungsmethoden siehe z.B. Bock-Schappelwein — Egger-Subotitsch, 2015) besonders stark bei Arbeitskräften, die in Berufen beschäftigt sind, die sich durch manuelle Routinetätigkeiten auszeichnen. Arbeitskräfte, die in Berufen mit Schwerpunkt auf kognitive Routinetätigkeiten tätig sind, werden dagegen vergleichsweise häufiger formal unterqualifiziert beschäftigt, d. h. sie verfügen über ein niedrigeres formales Ausbildungsniveau als zur Ausübung der Tätigkeit typischerweise notwendig ist.

Vor diesem Hintergrund widmet sich dieser Konferenzbeitrag der Frage, welche Gruppen von Arbeitskräften Routinetätigkeiten bzw. manuelle Tätigkeiten ausüben und welche Rolle der formalen Ausbildung im mittleren Qualifikationssegment (AHS, BHS, Lehrausbildung, BMS) zukommt bzw. ob es auch noch andere signifikante Einflussfaktoren (z.B. formale Überqualifikation) auf den ausgeübten Tätigkeitsschwerpunkt gibt.

Umgesetzt wird die Analyse unter Verwendung deskriptiver und ökonometrischer Verfahren (Logit-Analyse zur Bestimmung der Einflussfaktoren wie z.B. Allgemeinbildung vs. Berufsbildung, formale Überqualifikation etc.) auf den ausgeübten Tätigkeitsschwerpunkt. In einem multivariaten Ansatz soll mittels eines binären Logit-Modells der Einfluss der erklärenden Variablen auf die Wahrscheinlichkeit geschätzt werden, einen Beruf mit einer spezifischen inhaltlichen Ausrichtung auszuüben. Die Schätzung soll getrennt nach Geschlecht über Berücksichtigung einer Reihe von personen-, ausbildungs-, arbeitsplatz- und betriebsspezifischen Faktoren erfolgen. Darüber hinaus sollen in Abhängigkeit von den Tätigkeitsschwerpunkten mehrere Modellspezifikationen geschätzt werden.

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es herauszuarbeiten, auf welchen Arbeitsplätzen mit welchen Tätigkeitsschwerpunkten Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (im Vergleich zu Personen mit einer abgeschlossenen Allgemeinbildung) tätig sind bzw. in der Vergangenheit tätig waren, um Rückschlüsse auf die zunehmenden Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeitskräfte ableiten zu können.



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