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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2016

Paper

Ausbildung als betriebliche Strategie der Fachkräftesicherung – Fallstudien zu Motivation und Organisation im internationalen Vergleich

Von:
Grollmann, Philipp; BIBB, Deutschland
Jansen, Anika; BIBB, Deutschland
Blöchle, Sara-Julia; BIBB, Deutschland

Typ: Paper

Forschungsfrage(n) bzw. Forschungsgegenstand

In dem Beitrag werden auf der Basis eines laufenden Forschungsprojekts Muster und Typen betrieblicher Ausbildung in verschiedenen europäischen und nicht-europäischen Ländern identifiziert und in Fallstudien vertiefend untersucht.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Fragen, warum und wie sich Betriebe in der Qualifizierung von Fachkräften engagieren.

Zwei Aspekte sind in der Untersuchung von besonderer Relevanz: die Organisation und Qualität der Ausbildung („Fachkräfte“), also das „Wie“, sowie das betriebliche Kosten-und-Nutzen-Kalkül als das vermutlich maßgebliche „Warum“ für ein Engagement in der Ausbildung. Dabei werden auch die unterschiedlichen Produktionskonzepte berücksichtigt, die eine Auswirkung auf die Qualifikationsanforderungen und damit auch auf die Qualität der Ausbildung haben.

Bei sehr unterschiedlichen Randbedingungen kann die Praxis der Organisation des Lernens im Arbeitsprozess („workbased learning“), der Personalentwicklung oder z. B. auch der Zusammenarbeit mit Bildungsträgern der dualen Berufsausbildung ähnliche Formen annehmen. Diese Äquivalenzen sollen aufgedeckt und untersucht werden.

Bezug zum Stand der Forschung

Das Projekt knüpft an verschiedene Theorieansätze und internationale Forschungsergebnisse in den Themenfeldern betriebliche Berufsausbildung, vergleichende Berufsbildungsforschung, Kosten-Nutzen etc. an (Akoojee u.a. 2013, European Commission u.a. 2013, European Commission und IKEI 2012, Steedman 2012). Die Autoren waren selbst an verschiedenen Projekten im Themenkreis Kosten und Nutzen sowie Einarbeitung und Rekrutierung beteiligt (Grollmann und Geiben 2012, Jansen u.a. 2015).

Forschungsmethode bzw. der Forschungsansatz

Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Praxis auf der betrieblichen Ebene. Es werden Fallstudien in zwei Branchen (Automobilproduktion und KFZ-Service) in sieben Ländern durchgeführt: UK, PT, ES, IT, SK, F, KR. Beide Branchen wurden ausgewählt, um sowohl arbeitsorganisatorisch als auch ökonomisch verschiedene Strukturen abzubilden (z.B. investive und produktive Ausbildung oder verschiedene Strukturen der Arbeitsteiligkeit). In jedem der Länder werden zwei Betriebsfallstudien in der Automobilproduktion und sechs im KFZ-Service durchgeführt. In allen ausgewählten Ländern existieren Formen dualer Ausbildungspraxis bzw. befinden sich im Aufbau.

In den Betriebsfallstudien wird den folgenden Forschungsfragen nachgegangen:

• Mit welcher Motivlage engagieren sich Betriebe in der betrieblichen Ausbildung in anderen Ländern (z.B. Produktions- und Investitionsmotiv, Tradition, Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung etc.)? Wie stellt sich die Kosten-Nutzen Struktur der Ausbildungsaktivität dar? Welche Rahmenbedingen in rechtlicher und institutioneller Hinsicht (Arbeitsmarkt, Lohnstrukturen, ausbildungs- und arbeitsmarktrechtliche Vorgaben, Beteiligungsstrukturen) beeinflussen das Ausbildungsengagement von Betrieben? Welche Anreize gibt es für ein Ausbildungsengagement?

• Was ist das Ziel der betrieblichen Ausbildung? Welche Kompetenzen sollen vermittelt werden? Wie ist die Ausbildung strukturiert und wie fügt sich das Ausbildungsengagement in die betriebliche Personal- und Organisationentwicklung ein. Ist die Ausbildung in den Arbeitsprozess integriert oder findet sie jenseits des Arbeitsprozesses statt? An welchen Standards orientiert sich die Ausbildung?

Methodisch basiert das Projekt im Wesentlichen auf qualitativen Forschungsmethoden und Daten. Wo möglich werden allerdings vorhandene quantitative Daten erfragt und in die Analyse einbezogen. Am Abschluss des Projektes stehen eine fallweise Analyse der Betriebe sowie eine vergleichende Analyse der Untersuchungsdaten. Die Datenerhebung und Auswertung erfolgt in interdisziplinären und bi-nationalen Teams, die die ökonomische Perspektive und die Expertise zur betrieblichen Ausbildungsgestaltung sowie die jeweils nationale Perspektive integrieren (mixed-team approach) (Schmidt 1991).

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Bis zum Konferenztermin werden ¾ der Fallstudien abgeschlossen sein. Die Analyse wird Aufschluss über funktionale Äquivalente zwischen den Ländern auf betrieblicher Ebene liefern. Die Modelle dualer Ausbildung können hinsichtlich der Ausbildungsmotivation und der Art und Weise der Gestaltung betrieblicher Ausbildung typisiert werden. Außerdem erwarten wir Erkenntnisse hinsichtlich des Einflusses unterschiedlicher institutioneller Kontextbedingungen. Eine Frage in diesem Zusammenhang ist, ob "Duale Ausbildung" als Teil einer "high road" Strategie im internationalen Kostenwettbewerb gesehen werden kann (vgl. Jürgens, Krzywdzinski 2009).

Das Projekt kann damit auch wertvolle Hinweise für die Möglichkeiten der Etablierung, Unterstützung und Förderung dualer Ausbildungspraxis liefern. Außerdem werden die Fallstudienergebnisse Einblick in alternative Formen der Fachkräfterekrutierung geben und können damit Impulse für Innovationen in etablierten dualen Berufsausbildungsmodellen liefern.



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