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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2016

Paper

Wie zufrieden sind Lernende in der beruflichen Bildung in Deutschland? Eine Untersuchung zum Ausbildungsende und Verbleib von Absolvent(inn)en beruflicher Schulen in Berlin

Von:
Richter, Patrick; Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland

Typ: Paper

Im wissenschaftlichen Diskurs zur Schulqualität wird die überwiegende Untersuchung der (fachlichen) Schulleistungen (Output) als Beschränkung kritisiert. Dabei wird bezweifelt, ob die notwendige Betrachtung der Schulleistungen ausreicht, die Effektivität und damit auch die Qualität von Schule zu beurteilen (vgl. Keller 2014, 11). Es erscheint daher sinnvoll, die „Anschlussfähigkeit“ von Schüler(inne)n, dazu gehört u. a. die Einmündung in eine Erwerbstätigkeit, als Qualitätskriterium von Schule einzubeziehen (vgl. Keller 2014, 11). Eine gelungene Integration junger Menschen ins Erwerbsleben kann auch als ein Erfolg von Schule verstanden werden (vgl. Müller-Neuendorf/Obermaier 2010, 44).

Das Berufsbildungssystem in Deutschland umfasst drei Sektoren: (1) duale Ausbildung, (2) Schulberufssystem und (3) Übergangssystem. Die duale Ausbildung hat dabei den höchsten Stellenwert, sie wird mehrheitlich von jungen Menschen gewählt (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, 98). Die Bildungsgänge des Übergangssystems und die des Schulberufssystems sind teilweise sehr unterschiedlich zwischen den 16 Bundesländern, da die Gestaltung dieser Bildungsmaßnahmen Länderrecht ist.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) hat im Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012 Ergebnisse zum Übergang von der Berufsausbildung ins Erwerbsleben, der sogenannten zweiten Schwelle, veröffentlicht. Dabei wird räumlich nach ost- und westdeutschen Bundesländern differenziert, regionale Betrachtungen bzgl. der einzelnen Bundesländer stehen nicht zur Verfügung. Ein Ergebnis ist, dass Absolvent(inn)en der vollzeitschulischen Bildungsgänge häufiger als diejenigen der dualen eine weitere Ausbildung aufnehmen (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2012, 268f.).

Regionale Untersuchungen liegen z. B. für Sachsen (vgl. Müller 2003) und das Saarland vor (vgl. Buch/Hell 2014). Weitere regionale Übergangsstudien sind wünschenswert (vgl. Kutscha 2008, 74).

Wie sich Übergangsprozesse junger Menschen in Berlin gestalten, wird auf Basis einer quantitativen Untersuchung an zehn Berliner beruflichen Schulen erhoben. Dabei sind u. a. folgende Fragen relevant:

1. Welchen Lernzuwachs erleben Auszubildende zum Ausbildungsende?

2. Wie zufrieden sind die Auszubildenden mit Ihrer Berufsschule?

3. Welche Bildungs- und Berufswege nehmen junge Menschen nach Abschluss ihrer

Ausbildung?

Die Untersuchung zum Ausbildungsende und Verbleib von Absolvent(inn)en beruflicher Schulen in Berlin umfasst zwei Befragungszeitpunkte.

Zum ersten Zeitpunkt ist eine standardisierte Fragebogenerhebung am Ausbildungsende im Jahr 2014 durchgeführt worden. Es sind Daten zur Schulerfahrung erhoben worden, u. a. zum erlebten Lernzuwachs, zur Zufriedenheit, zu Zukunftsplänen und zur Bewerbungssituation. Zum zweiten Zeitpunkt sind die Schüler(innen) und Auszubildenden mithilfe einer standardisierten Befragung sechs bis zwölf Monate nach Ausbildungsende telefonisch befragt worden.

Die Befragung zum Ausbildungsende hat Angaben von 1.633 Schüler(inne)n sowie Auszubildenden aus 46 Bildungsgängen generiert. Darunter sind duale, vollzeitschulische und studienberechtigende (Berufs-)Bildungsgänge. Bei den dualen und vollzeitschulischen Berufsbildungsgängen sind kaufmännische, gewerblich-technische und gesundheitlich/sozial/körperpflegerische Berufe berücksichtigt worden. Ein Ergebnis ist, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten einen Lernzuwachs wahrnimmt, der für das weitere Leben wichtig ist – etwa in Bezug auf ihre Fähigkeit, in Teams zusammenarbeiten zu können.

An der Ehemaligenbefragung haben 278 Personen teilgenommen. Ein zentrales Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass die Ehemaligen aktuell am häufigsten erwerbstätig sind und die Berufstätigen mehrheitlich im erlernten Beruf arbeiten. Mithilfe der vorliegenden Daten werden u. a. inter- und intrabildungsgangbezogen Aussagen zum wahrgenommenen Lernzuwachs, zur Zufriedenheit und zur aktuellen Situation junger Menschen zur Verfügung gestellt.



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