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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2016

Thematisches Forum

Lehren aus den Lehren? Erkenntnisse aus Politiktransferprojekten in der Lehrlingsausbildung für Österreich

Von:
Hölbl, Alexander; Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
Luomi-Messerer, Karin; 3s Unternehmensberatung GmbH, Österreich
Markowitsch, Jörg; 3s Unternehmensberatung GmbH, Österreich
Prinz, Martin; Nationalagentur Lebenslanges Lernen / OeAD - Österreichische Austauschdienst
Schmid, Kurt; ibw - Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft
Wilfinger, Barbara; Wirtschaftskammer Österreich
Völkerer, Petra; Arbeiterkammer Wien

Typ: Thematisches Forum

Im Zuge des massiven Anstiegs der Jugendarbeitslosigkeit erlebt die Lehrlingsausbildung in Europa seit einigen Jahren eine Renaissance. Die Europäische Union unternimmt zurzeit erhebliche Anstrengungen um Mitgliedsstaaten im Aufbau und Ausbau von Lehrlingssystemen zu unterstützen (vgl. etwa die European Alliance for Apprenticeships (1), spezifische Erasmus Projekte (2) sowie diverse Projekte von CEDEFOP(3)). Parallel dazu haben einige Mitgliedstaaten begonnen, ihre bilateralen Kooperationen und den Politiktransfer in der Berufsbildung zu stärken (vgl. zum Beispiel die Etablierung von GOVET (4), der Zentralstelle der deutschen Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation in Deutschland). Diese Aktivitäten reihen sich in eine längere Geschichte der Bildungskooperation im Bereich der Lehre, mit teils sehr ambivalenten Erfahrungen (Gonon, 2014). Österreich zählt dabei etwa neben Deutschland, Schweiz und Dänemark zu jenen Staaten, die Know-how und Erfahrungen anzubieten haben und deren Expertise auch häufig nachgefragt wird. Allerdings läuft auch in Österreich in der Lehre nicht alles glatt und es gilt eine Reihe an alten und neuen Herausforderungen zu bewältigen: schwache Imagewerte, Probleme in der Schaffung neuer Lehrstellen, Qualitätsunterschiede bei AusbildnerInnen und Prüfungen und ähnliches mehr. Daher schlagen wir vor, die gängige Blickrichtung umzudrehen und folgende Fragen zu stellen:

• Was können wir aus Politiktransferprojekten im Bereich der Lehrlingsausbildung zur Lösung unserer eigenen Probleme lernen?

• Welche Erfahrungen – gute und schlechte Beispiele – mit dem Know-how-Transfer liegen vor?

• Wie verändern diese Erfahrungen unser Verständnis und unsere Wahrnehmung der österreichischen Lehrlingsausbildung?

• Welchen Nutzen haben oder erwarten wir aus diesen Politiktransferprojekten?

• Bedarf es einer österreichischen Strategie zur internationalen Bildungskooperation im Bereich Berufsbildung?

Das Forum führt Ergebnisse aus laufenden internationalen und nationalen Entwicklungs- und Forschungsprojekten zusammen, um diesen Fragen nachzugehen. Auf der Grundlage eines kritischen Diskurses des Politiktransfers in Bildungsbereich (Steiner-Khamsi, 2004) sollen in dem Forum mit Schwerpunkt auf Aspekte der Governance, Attraktivität und Qualität der Lehre Erfahrungen zwischen Forschung und Praxis ausgetauscht werden. Nach zwei kurzen fachlichen Inputs, die einen Überblick über internationale und europäische Bildungskooperationen geben, diskutieren ExpertInnen ihre Erfahrungen aus Forschungsprojekten mit RegierungsvertreterInnen und VertreterInnen der Sozialpartner.

Das globale politische Geschäft der internationalen Berufsbildungskooperation

Mag. Karin Luomi-Messerer (3s)

Internationale Berufsbildungskooperationen nehmen unterschiedlichste Formen an und die Motivlagen und Aktivitäten unterscheiden sich deutlich zwischen europäischen Ländern. Auf Basis einer aktuellen Studie (European Commission, 2015) liefert der Beitrag einen Überblick über aktuelle internationale Berufsbildungskooperation, diskutiert und bewertet österreichische Initiativen im Vergleich zu jenen anderer europäischer Länder und bettet das Thema des Forums in den globalen Kontext ein.

Europäische Bildungszusammenarbeit im Bereich der Lehrlingsausbildung

Mag. Martin Prinz (OeAD)

Die im Jahre 2013 ins Leben gerufene Europäische Ausbildungsallianz (European Alliance for Apprenticeships, EAfA) ist eine Multi-Stakeholder-Plattform mit dem Ziel, das Angebot, die Qualität und das Image der Lehre zu stärken, und die Mobilität von Auszubildenden in Europa zu verbessern. Flankierend wurde seitens der Europäischen Kommission eine Reihe von Politiktransfer- und Innovationsprojekten im Bereich der Lehre (etwa in den Programmen Erasmus+ und Lebenslanges Lernen) gefördert. Ergebnisse aus EU Projekten werden beispielsweise im Rahmen des Thematischen Netzwerkprojekts „Work-Based Learning and Apprenticeships“ sichtbar gemacht und stehen online unter www.wbl-toolkit.eu zur Verfügung.

Welche Erfahrungen liegen aus diesen Projekten vor? Was lässt sich für Österreich aus diesen Projekten lernen?

Gelingensfaktoren der Lehre? Erfahrungen aus bilateralen Bildungskooperationen

Mag. Kurt Schmid (ibw)

Die Erfahrungen aus diversen Politiktransferprojekten (insb. auch eines zwischen Österreich und der Slowakei) im Bereich der Lehre schärfen den Blick darauf, welche Faktoren für das Gelingen einer Lehrlingsausbildung auch hierzulande entscheidend sind (Bliem, Schmid & Petanovitsch, 2014). Was lernen wir daraus über die Funktionsweise des österreichischen Lehrlingssystems? Wie tragen derartige Know-how-Transfererfahrungen dazu bei, unsere eigenen Schwächen besser zu erkennen?

Vergleichen des Unvergleichlichen. Politiklernen im Kleinen.

Dipl. Ing Dr. Jörg Markowitsch (3s)

Diskussionen zwischen den Mitgliedsstaaten den Politiktransfers in der Lehrlingsausbildung in Europa betreffend schließen häufig an dem Punkt: „Das ist bei uns völlig anders und keinesfalls übertragbar!“ Tatsächlich könnten die Bedingungen für eine Lehrlingsausbildung in England, Lettland, Schweden oder Spanien unterschiedlicher kaum sein (vgl. auch Cedefop, im Erscheinen). Es verwundert daher auch, wie es der Europäischen Kommission überhaupt gelingen kann, gemeinsame Leitprinzipien für eine erfolgreiche Lehrlingsausbildung zu verabschieden (European Commission, im Erscheinen). Gerade für konkrete Problemlagen stellt jedoch die Diversität in Europa eine große Gelegenheit für erfolgreiches Policy learning dar. Österreich kann dabei nicht nur von den Besten, sondern auch von vermeintlich Schwächeren lernen, bei denen sich die Probleme oft wie im Brennglas zeigen.

Moderation: Karin Luomi-Messerer (3s)

Podiumsdiskussion mit:

Barbara Wilfinger (WKO, Abteilung für Bildungspolitik)

Mag. Petra Völkerer (AK)

Mag. Alexander Hölbl (BMWFW)

Mag. Kurt Schmid (IBW)

Dipl. Ing Dr. Jörg Markowitsch (3s)

Mag. Martin Prinz (OeAD)

Literatur:

Bliem, Wolfgang, Schmid, Kurt und Alexander Petanovitsch (2014). Erfolgsfaktoren der dualen Ausbildung. Transfermöglichkeiten. ibw-Forschungsbericht Nr. 177.

Cedefop (im Erscheinen). Governance and Financing of Apprenticeship. Luxembourg: Publication Office of the European Union.

European Commission (2015). Building knowledge on international cooperation in VET. Luxembourg: Publication Office of the European Union.

European Commission (im Erscheinen). High-performance apprenticeships & work-based learning: 20 guiding principles. Luxembourg: Publication Office of the European Union

Gonon, Philipp. (2014). Development cooperation in the field of vocational education and training. The dual system as a global role model. In M. Maurer & P. Gonon (Hrsg.), The challenges of policy transfer in vocational skills development. National Qualifications frameworks and the dual model of vocational education in international cooperation. Bern (pp. 241-259). Bern: Peter Lang.

Steiner-Khamsi, Gita (2004). The global politics of educational borrowing and lending. Teachers College Press.

Verweise:

(1) http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=1147&langId=eurg

(2) https://eacea.ec.europa.eu/sites/eacea-site/files/selection-results-apprenticeships-2014.pdf

(3) http://www.cedefop.europa.eu/en/events-and-projects/projects/apprenticeships-work-based-learning

(4) https://www.bibb.de/de/govet_2350.php



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