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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2016

Poster

Personelle Sicherung der Berufsbildung: Die Unterstützung von Professionalisierungsprozessen angehender Lehrpersonen für die Berufsbildung

Von:
Driesel-Lange, Katja; Westfälische Wilhelm-Universität, Deutschland
Weyer, Christian; Westfälische Wilhelm-Universität, Deutschland
Brüggemann, Tim; Fachhochschule des Mittelstands Bielefeld, Deutschland

Typ: Poster

Die Qualität der Berufsbildung hängt nicht zuletzt von ihrer personellen Sicherung ab. Gut ausgebildete Lehrpersonen sind eine entscheidende Voraussetzung für gelingende berufliche Bildung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie zukünftige Lehrpersonen für den Bereich der Berufsbildung gewonnen und wie deren berufliche Entwicklung langfristig unterstützt werden kann. Damit werden zwei Perspektiven auf berufliche Entwicklungsprozesse bedeutsam: zum einen rückt die Unterstützung von Professionalisierungsprozessen zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer für die Berufsbildung als hochschuldidaktische Frage in den Mittelpunkt (Denner & Schumacher, 2014). Zum anderen bedarf es Überlegungen, wie eine gezielte, frühzeitige Berufsorientierung junger Menschen im Übergang Schule - Hochschule so zu gestalten ist, dass entsprechende Studieninteressen sichtbar und in der Folge auch begleitet werden können (Driesel-Lange, 2011; Kracke et al. 2013). Nicht zuletzt wird bereits jetzt ein Mangel an gut ausgebildeten Lehrpersonen in einigen beruflichen Bereichen sichtbar.

Um entsprechend zielgerichtete Aktivitäten im Sinne der Sicherung einer hochwertigen Berufsbildung sowohl in Schule und Hochschule entfalten zu können, wurde am Studienstandort Münster das Forschungsprojekt „BK-Inno“ initiiert. Ziel ist es, grundsätzliche Erkenntnisse über Berufswahlprozesse von Lehramtsstudierenden in den Kontext der Entscheidung für ein berufliches Lehramt zu setzen (Brüggemann, Ragutt, Weyer 2015): welche Motive liegen der Studienwahl zugrunde? Welche beruflichen Entwicklungsziele werden mit dem Lehrberuf verbunden? Welche ggf. lehramtsspezifischen Orientierungsprozesse lassen sich nachvollziehen? Wer entscheidet sich insbesondere für ein Lehramtsstudium für den berufsbildenden Bereich?

Die Frage, wer aus welchen Gründen Lehrerin oder Lehrer werden will bzw. warum Schülerinnen und Schüler diese Studienoption nicht einlösen, konnte z.B. mithilfe der Daten der Studie „Entwicklung von berufsspezifischer Motivation und pädagogischem Wissen in der Lehrerausbildung – EMW“ (vgl. König et al. 2013) beantwortet werden. Mithilfe darauf aufbauender Untersuchungen ist es möglich, diesbezüglich die Berufswahlmotive künftiger Lehrpersonen, ihre Interessen und darüber hinausgehende berufswahlrelevante Faktoren zu erfassen (vgl. Rahn, Brüggemann, Hartkopf 2014). Für vergleichende Analysen, die insbesondere Aufschluss über angehende Lehrpersonen im Lehramt an Berufskollegs geben, wurde eine ergänzende Fragebogenstudie mit 133 Studierenden mit mindestens einer beruflichen Fachrichtung durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen u.a. – beispielsweise hinsichtlich der Berufswahlmotive und berufsbiographischen Erfahrungen – Unterschiede von Studierenden der einzelnen beruflichen Fachrichtungen aber auch im Vergleich mit Lehramtsstudierenden anderer Schulformen. Auch Varianzen hinsichtlich des Zustandekommens der Studienentscheidung zwischen einzelnen Fachrichtungen sind ein Ausgangspunkt für die Erklärung differenter Studieninteressen und berufsbezogener Ziele.

Die Befunde zu Berufswahlmotiven und berufsbezogenen Zielen unterstützen nicht nur die Konkretisierung berufs- und studienorientierender Maßnahmen angehender Lehramtsstudierender am Berufskolleg, sondern bereichern den Diskurs zur Gestaltung der Lehramtsausbildung insgesamt. In Anknüpfung daran wird die Frage nach der personellen Sicherung der Berufsbildung virulent. Erkenntnisse zu beruflichen Entwicklungszielen angehender Lehrpersonen sind ein möglicher Ausgangspunkt zur Frage, welche hochschuldidaktischen Implikationen im Sinne der Förderung von Professionalisierungsprozessen insbesondere für den beruflichen Bereich abgeleitet werden können und wie damit eine qualitätsvolle Berufsbildung auch künftig gesichert werden kann.

Literatur

Brüggemann T., Ragutt F., Weyer C. (2015). BK-Inno: Innovationen in der Ausbildung zum Lehramt für Berufskollegs am Studienstandort Münster. Verbandszeitschrift Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in NW, 56 (6), 10–12.

Denner, L. & Schumacher, E. (2014). Übergänge in Schule und Lehrerbildung. Stuttgart: Kohlhammer.

Driesel-Lange, K. (2011). Berufswahlprozesse von Mädchen und Jungen. Interventionsmöglichkeiten zur Förderung geschlechtsunabhängiger Berufswahl. Münster: Lit.

König, J., Rothland, M., Darge, K., Lünnemann, M. & Tachtsoglou, S. (2013). Erfassung und Struktur berufswahlrelevanter Faktoren für die Lehrerausbildung und den Lehrerberuf in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16 (3), 553-577.

Kracke, B, Hany, E., Driesel-Lange, K. & Schindler, N. (2013). Studien und Berufsorientierung von Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung. In T. Brüggemann & S. Rahn (Hrsg.), Berufsorientierung. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (S. 159-168). Münster: Waxmann.

Rahn, S., Brüggemann, T. & Hartkopf, E. (2014). Das Berufsorientierungspanel (BOP). 1. Aufl. Münster: Ecotransfer.



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