Skip to main content

BMBWF BMAW AMSInnsbruck Logo Land Tirol    ÖFEB

BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Berufswahlmotive angehender Lehrkräfte: Unterschiede zwischen beruflichen und allgemeinbildenden Fachrichtungen!?

Von:
Micknaß, Anne; Technische Universität Berlin, Deutschland
Ohlemann, Svenja; Technische Universität Berlin, Deutschland
Pfetsch, Jan; Technische Universität Berlin, Deutschland
Ittel, Angela; Technische Universität Berlin, Deutschland


Der aktuelle Lehrkräftemangel in Deutschland, insbesondere in den Berufsschulen, besitzt eine hohe bildungs- und arbeitsmarktpolitische Relevanz. Um die Gewinnung zukünftiger Lehrkräfte noch effektiver gestalten zu können, existiert ein hohes Forschungsinteresse, die Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden besser zu verstehen. Nach Rothland (2014) besteht bisher eine heterogene Befundlage zu den Berufswahlmotiven angehender Lehrkräfte, die in Abhängigkeit der Unterrichtsfächer, Schultypen und Praxiserfahrung bzw. des Studienfortschritts analysiert wurden (König & Rothland, 2013; König, Rothland, Tachtsoglou, Klemenz & Römer, 2016; Meinhardt, Krey & Rabe, 2013; Urhahne, 2006). So wird einerseits ein höheres fachliches Interesse mit der Wahl eines gymnasialen Lehramts und andererseits ein stärkeres pädagogisches Interesse mit der Wahl eines Lehramts der Grundschule bzw. Sekundarstufe I assoziiert (Retelsdorf & Möller, 2012).

Bisher gibt es nur wenige Befunde zu Berufswahlmotiven von Studierenden des beruflichen Lehramts. Ein Merkmal dieser Gruppe ist, dass sie meist vor Studienbeginn selbst eine Berufsausbildung abgeschlossen haben (Pahl, 2014) und dieser Anteil höher ist als beim allgemeinbildenden Lehramt (Micknaß, Huck & Ophardt, 2018). Daraus lassen sich auch Unterschiede in den Gründen für die Wahl des Berufs zwischen diesen Berufsausbildungsgruppen vermuten.

Die wenigen bisher bestehenden Untersuchungen zu beruflichen Lehrämtern zeigen unterschiedliche Befunde: Gemäß der Schweizer Studie von Berger und Aprea (2015) dominieren bei den beruflichen ähnlich wie bei den allgemeinbildenden Lehramtsstudierenden intrinsische und gesellschaftliche Motive. Müller und Zeitz (2007) identifizierten das fachliche Interesse, gefolgt vom pädagogischen Interesse, der Nähe zum eigenen Ausbildungsberuf sowie dem Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung als Hauptmotive. Bisher gibt es keine quantitativen Untersuchungen mit einschlägigen Messinstrumenten, die sich auf die Berufswahlmotive von Studierenden des beruflichen Lehramts fokussieren. Ebenfalls liegt aktuell noch keine Vergleichsstudie zwischen beruflichen und allgemeinbildenden Lehramtstypen vor. Die Ergebnisse einer solchen Studie könnten aber einen wesentlichen Erkenntnisgewinn zur Identifizierung von Unterschieden bezüglich der Motive beitragen, welche wiederum für eine erfolgreiche Rekrutierung von Lehramtsstudierenden durch die Hochschulen genutzt werden können.

Die vorliegende vom Bundeministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie untersucht daher die Berufswahlmotive angehender Berufsschullehrkräfte im Vergleich zu ihren Kommiliton_innen der allgemeinbildenden Fächer. Befragt wurden 30 Lehramtsstudierende aus den beruflichen Fachrichtungen sowie 49 Studierende des allgemeinbildenden Fachs der Sekundarstufe I „Arbeitslehre“ im ersten Semesters des Bachelorstudiums.

Zur Erfassung der Berufswahlmotive wurde die Skala FEMOLA, entwickelt von Pohlmann und Möller (2010), eingesetzt. Sie besteht nach dem Erwartung-x-Wert-Modell (Eccles, 1983) aus den folgenden sechs Subskalen: pädagogisches Interesse, fachliches Interesse, Nützlichkeit, Fähigkeitsüberzeugung, geringe Schwierigkeit sowie soziale Einflüsse.

Die Auswertung erfolgte mittels multivariater Varianzanalysen (MANOVA), um die Effekte der beiden Lehramtsstudienrichtungen auf die sechs Motivationsausprägungen zeitgleich testen zu können. Die Ergebnisse zeigen für die angehenden Berufsschullehrkräfte die höchsten Ausprägungen im fachlichen und pädagogischen Interesse. Im Vergleich zu den Studierenden der Arbeitslehre schätzen sie ihr pädagogisches Interesse sowie die sozialen Einflüsse als Motivatoren signifikant geringer ein. Auf den übrigen vier Motivskalen zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Die geringere Ausprägung des empfundenen sozialen Einflusses als Motivator für das Studium könnte möglicherweise mit einem niedrigen Bekanntheitsgrad des Berufsschullehramts im Vergleich zum allgemeinbildenden Lehramt erklärt werden. Weitere Unterschiede zwischen den Berufswahlmotiven der Studierenden beider Gruppen, ihre möglichen Ursachen sowie Konsequenzen für die Lehrkräfteakquise der beruflichen Bildung werden diskutiert sowie methodische Stärken und Schwächen der vorliegenden Studie kritisch reflektiert.



Weitere Abstracts