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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Das Wirtschaftswissen von Schüler/inne/n am Ende der Sekundarstufe I

Von:
Rumpold, Herwig; Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich
Raso, Andrea; Wirtschaftsuniversität Wien, Österreich


Ökonomische Bildung kann über ihren berufsbildenden Aspekt hinaus auch als ein notwendiger Bestandteil der Allgemeinbildung angesehen werden, da sie zur erfolgreichen Bewältigung von ökonomisch geprägten Lebenssituationen und einer aktiven Teilnahme am Wirtschaftsleben beiträgt, das sich allen Gesellschaftsmitgliedern in strukturell gleichartiger Weise darstellt (vgl. KAMINSKI et al., 2008; MAY, 2011; SEEBER et al., 2012). Folgt man diesem Verständnis, so kommt der ökonomischen Bildung eine gewichtige Berechtigung im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht bis zum Ende der Sekundarstufe I zu. Curricular ist die ökonomische Bildung in der Sekundarstufe I jedoch nur wenig stark verankert und auf eine inhaltliche Integration in das Kombinationsfach Geographie und Wirtschaftskunde und das allgemeine Unterrichtsprinzip zur Wirtschafts- und Verbraucher/innenbildung beschränkt (vgl. BMBF, 2015a; BMBF, 2015b). Zudem stehen bislang auch kaum empirische Befunde zur ökonomischen Bildung von Schüler/inne/n in der Sekundarstufe I zur Verfügung, sodass hier ein wesentliches Forschungsdesiderat konstatiert werden kann (vgl. BIRKE/LUTTER, 2014; GREIMEL-FUHRMANN et al., 2016; SEEBER et al., 2015).

Vor diesem Hintergrund wurde in eigenen Studien das Wirtschaftswissen von Schüler/inne/n zum Ende der allgemeinen Schulpflicht als zentrale Facette ökonomischer Bildung aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven untersucht. Zunächst wurde aus theoretischer Perspektive auf Basis etablierter Konzeptionen ökonomischer Bildung sowie einer exemplarischen Lehrplan- und Schulbuchanalyse ein inhaltliches Rahmenmodell entwickelt, das zentrale Inhaltsbereiche wirtschaftlichen Allgemeinwissens definiert. Anschließend wurden aus empirischer Perspektive eine qualitative sowie eine quantitative Studie zum wirtschaftlichen Allgemeinwissen von Schüler/inne/n der achten Schulstufe aus österreichischen AHS und NMS durchgeführt. Die qualitative Studie führte über problemzentrierte Interviews mit 41 Schüler/inne/n, aus denen mittels qualitativer Inhaltsanalyse deren subjektive Vorstellungen zu Wirtschaft identifiziert wurden. In der quantitativen Studie wurde ein schriftlicher Fragebogen mit Testaufgaben im Multiple-Choice-Format entwickelt und österreichweit an 1.258 Schüler/inne/n eingesetzt, um deren objektives Wirtschaftswissen standardisiert und vergleichbar zu messen.

Die Studienergebnisse geben einen ersten Aufschluss über den Stand des wirtschaftlichen Allgemeinwissens zum Ende der allgemeinen Schulpflicht und offenbaren die fachinhaltlichen Eingangsvoraussetzungen der Schüler/innen für den Wirtschaftsunterricht in den berufsbildenden Schulen. Die Ergebnisse zeigen übereinstimmend auf, dass vielen Schüler/inne/n nur wenig bewusst ist, in welchem Ausmaß sie bereits Teil der Wirtschaft sind und in wie vielen Lebenssituationen sie mit ökonomischen Fragestellungen und Entscheidungen konfrontiert sind. Zudem lassen sich einige elementare Fehlannahmen und Wissensdefizite über den Wirtschaftskreislauf einer Marktwirtschaft erkennen. Um die Anschlussfähigkeit der betriebswirtschaftlichen Unterrichtsinhalte in den kaufmännischen berufsbildenden Schulen zu gewährleisten, scheint erhöhter Aufklärungsbedarf über diese ökonomischen Grundzusammenhänge von Nöten.

Literaturverzeichnis

BIRKE, F./LUTTER, A. (2014): Herausforderungen fachdidaktischer Diagnostik in der ökonomischen und politischen Bildung. In: Unterricht Wirtschaft + Politik, 4/2. 2-6.

BMBF (2015a): Grundsatzerlass zum Unterrichtsprinzip Wirtschafts- und Verbraucher/innenbildung. Online: https://www.bmb.gv.at/ministerium/rs/2015_15_de.pdf.

BMBF (2015b): Lehrplan des Unterrichtsgegenstands Geographie und Wirtschaftskunde für die Sekundarstufe I. Online: https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/unterricht/lp/ahs9_784.pdf.

GREIMEL-FUHRMANN, B./KRONBERGER, R./RUMPOLD, H. (2016): Befunde und Desiderata zur Wirtschaftsbildung österreichischer Mittelschüler/innen. In: Wirtschaftspolitische Blätter, 63/1. 249-263.

KAMINSKI, H./EGGERT, K./BURKARD, K.-J. (2008): Konzeption für die ökonomische Bildung als Allgemeinbildung von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II. Online: https://bankenverband.de/media/files/Konzeption_fuer_die_oekonomische_Bildung.pdf.

MAY, H. (2011): Ökonomische Bildung als Allgemeinbildung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 59/12. 3-9.

SEEBER, G./RETZMANN, T./REMMELE, B. et al. (2012): Bildungsstandards der ökonomischen Allgemeinbildung. Kompetenzmodell - Aufgaben – Handlungsempfehlungen. Schwalbach/Ts.: Wochenschau.

SEEBER, S./SCHUMANN, S./NICKOLAUS, R. (2015): Ökonomische Kompetenzen: Konzeptuelle Grundlagen und empirische Befunde. In: WEIßENO, G./SCHELLE, C. (Hrsg.): Empirische Forschung in gesellschaftswissenschaftlichen Fachdidaktiken. Ergebnisse und Perspektiven. Wiesbaden: Springer. 169-184.



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