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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Gemeinsame Deskriptoren für Bildung und Arbeit: European Skills, Competences and Occupations framework (ESCO)

Von:
Plaimauer, Claudia; 3s Unternehmensberatung, Österreich

Session: 2
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 16:30 - 18:30
Ort: FH Saal B
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Die 2008 ins Leben gerufene EU-Initiative "Neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen" hat es sich zum Ziel gemacht, den künftigen Kompetenzbedarf besser zu antizipieren, das Kompetenzangebot enger auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts abzustimmen, und so dazu beizutragen, dass die Kluft zwischen Bildungs- und Arbeitswelt überbrückt wird. Eine der zahlreichen praktischen Maßnahmen dieser Initiative ist die Entwicklung einer mehrsprachigen "Europäischen Klassifizierung für Fähigkeiten/Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe" (ESCO). Diese soll die bereits existierenden nationalen, regionalen und sektoralen Klassifikationen, die für Bildung und Arbeitsmarkt bereits im Einsatz sind, ergänzen und einen Austausch zwischen diesen ermöglichen. Die folgende Definition dient hierbei als Arbeitshypothese:

"While qualifications refer to learning outcomes that have been assessed and recognised, in ESCO, skills and competences address the large variety of learning outcomes, human qualities and individual characteristics developed on a lifelong basis and independent of any formal assessment and recognition."

Diese Begriffsbestimmung korreliert mit der von Lernergebnissen wie sie vom Europäischen Qualifikationsrahmen vorgenommen worden ist. Nach einer ersten Konferenz im März 2010 und einem öffentlichen Konsultationsprozess im Sommer 2010 wurde mit der Umsetzung des Projekts "ESCO" begonnen. Die 3s Unternehmensberatung unterstützt diesen Prozess in der Rolle einer Konsulentin der Europäischen Kommission.

Auf der 1. Österreichischen Konferenz für Berufsbildungsforschung wurde am Ende einer Präsentation zu nationalen und internationalen Kompetenz-Ontologien die Frage gestellt, ob es denn neben ISCED und ISCO auch eine Internationale Standardklassifikation der Kompetenzen brauche und, wenn ja, wie diese denn beschaffen sein müsse. Fast vier Jahre später kann über dieses Thema schon viel konkreter gesprochen werden: Als Ausgangsbasis von ESCO wurde die aktuelle "Internationale Standardklassifikation der Berufe (ISCO-08)" und das vom europäischen Job-Netzwerk EURES bereits eingesetzte System zur Beschreibung von Berufsprofilen gewählt. Dieses basiert auf einer vom Schwedischen Arbeitsmarktservice seit längerem für die Arbeitsmarktvermittlung verwendeten Klassifikation, die bereits in 22 europäischen Sprachen übersetzt worden ist. Etwa. 6.000 Deskriptoren für Fähigkeiten/Kenntnisse sind ca. 5.000 Berufen zugeordnet um auf diese Weise Kompetenzprofile zu beschreiben.

Derzeit ist es allerdings so, dass die Deskriptoren für Fähigkeiten/Kenntnisse bzw. Qualifikationen nicht unabhängig von den durch sie charakterisierten Berufen abrufbar sind. Das heißt, man muss über die Berufsklassifikation in das System einsteigen, um dann in den einzelnen Berufsprofilen die nicht weiter strukturierten Anforderungen in alphabetischer Reihenfolge angezeigt zu bekommen. Ein weiteres Manko ist die unscharfe Trennung zwischen den 3 zentralen Konzepten der Taxonomie (Berufe - Fähigkeiten/Kompetenzen - Qualifikationen) sowie das Fehlen überfachlicher Fähigkeiten/Kompetenzen. Über die nächsten Jahre muss dieses System daher strukturell und terminologisch überarbeitet und ergänzt werden. Ein wesentlicher Input wird vom "Dictionary of Skills and Competences (DISCO)" kommen, welches bereits Konzepte für etwa 10.000 Fähigkeiten/Kenntnisse in 7 (demnächst 10) Sprachen als Thesaurus anbietet.

Um sicherzustellen, dass ESCO den Anforderungen seiner zukünftigen Einsatzbereiche gerecht wird, nämlich in Anwendungen eingebunden zu werden, die Online Arbeitsvermittlung, Früherkennung von Qualifikationsbedarf, Berufsinformation, Qualifikationsanerkennung u.ä. unterstützen, sind alle Interessierten aufgerufen, sich an der Entwicklung dieser Taxonomie zu beteiligen. Dieser Beitrag soll dazu dienen, zunächst die Voraussetzungen, Ziele sowie die Ausgangsbasis von ESCO vorzustellen, um danach einige der zentralen, aber derzeit noch nicht endgültig entschiedenen Fragestellungen zur Gestaltung von ESCO's Skills/Competences-Teil sowie dessen Verlinkung zu formalen Qualifikationen und Berufen zur Diskussion zu stellen, um so der interessierten Öffentlichkeit die aktive Teilnahme an der Entwicklung von ESCO zu erleichtern.

Referenzen:
Dictionary of Skills and Competences (DISCO). Zugänglich unter URL: http://www.disco-tools.eu/
EURES – Das Europäische Portal zur beruflichen Mobilität. URL: http://ec.europa.eu/eures/home.jsp?lang=de
Markowitsch Jörg & Claudia Plaimauer (2008). Die Vermessung von Bildung und Arbeit. Vergleich internationaler Kompetenzontologien hinsichtlich deren Anwendung in den europäischen Transparenzinstrumenten. Beitrag zur 1. Österreichischen Konferenz für Berufsbildungsforschung, Abstract verfügbar unter URL: http://www.berufsbildungsforschung-konferenz.at/mmedia/2008.04.30/1209556067.pdf
Markowitsch Jörg & Claudia Plaimauer (2009) Descriptors for competence: towards an international standard classification for skills and competences, Journal of European Industrial Training, Vol. 33 Iss: 8/9, pp. 817 - 837.

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