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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Welche Bedeutung hat die Lernumgebung für den Ausbildungserfolg?

Von:
Velten, Stefanie; Bundesinstitut für Berufsbildung, Deutschland
Schnitzler, Annalisa; Bundesinstitut für Berufsbildung, Deutschland

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal C
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



In dem vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse eines Projektes vorgestellt, welches Zusammenhänge zwischen Ausbildungsbedingungen und Ausbildungsergebnissen in ausgewählten Berufen des gewerblich- technischen Bereiches untersucht. Hierzu werden die Ergebnisse von Kompetenzmessungen mit Merkmalen der Ausbildungsqualität in Verbindung gebracht und legen damit erste Grundlagen zur Ableitung von Empfehlungen für eine lernförderliche Ausbildungsgestaltung.
Die Messung von beruflichen Kompetenzen z.B. im Rahmen vergleichender Leistungsfeststellungen gewinnt zunehmende Bedeutung in der Berufsbildungsforschung. Dies erfordert reliable, valide und möglichst ökonomische Testinstrumente. Im berufsbildenden Bereich konnten bereits für einige kaufmännische und gewerblich-technische Berufe psychometrische Testverfahren und Kompetenzmodelle zur berufsfachlichen Kompetenz von Auszubildenden entwickelt werden (z.B. NICKOLAUS et al. 2011; WINTHER/ACHTENHAGEN 2009).
Die Kompetenzdiagnostik ist auch im Zusammenhang mit der Qualitätsdiskussion in der beruflichen Bildung von Nutzen (EBBINGHAUS, TSCHÖPE, VELTEN 2011). Sie stellt Testinstrumente zur Erfassung von Ausbildungsleistungen zur Verfügung, die mit Qualitätsmerkmalen des Ausbildungsprozesses verknüpft werden können, welche als relevant für das Erzielen hochwertiger Lernergebnisse angesehen werden. Aus empirischen Untersuchungen und theoretischen Modellen der Arbeitspsychologie ist bekannt, dass Zusammenhänge zwischen verschiedene Merkmalen der Arbeitsumgebung und Arbeitsergebnissen bzw. arbeitsbezogenen Einstellungen und Motivation der Mitarbeiter bestehen (u.a. HÄFELI et al. 1988; BERGMANN et al. 2000). Für den Bereich der beruflichen Bildung besteht allerdings noch weiterer Forschungsbedarf zu den Zusammenhängen von Merkmalen der schulischen und betrieblichen Lernumgebung und Kriterien des Ausbildungserfolgs.
Im vorliegenden Beitrag werden für Auszubildende der Berufe Mechatroniker/-in und Fachinformatiker/-in aus vier deutschen Bundesländern Analysen dazu präsentiert, welche Merkmale der betrieblichen und schulischen Lernumgebung Zusammenhänge aufweisen zur Motivation und zur berufsbezogenen Selbstwirksamkeit der Jugendlichen sowie zu ihrem Fachwissen als einer Komponente der Fachkompetenz.
Dazu werden (Teil-)Ergebnisse eines längsschnittlich angelegten Projekts vorgestellt, in welchem Auszubildende des ersten und zweiten Ausbildungsjahrs über einen Zeitraum von 1,5 Jahren mehrmals getestet und befragt wurden hinsichtlich ihrer Basiskompetenzen, ihres Fachwissens, ihres Selbstkonzepts und ihrer Einschätzung der schulischen und betrieblichen Lernumgebung.
Für die Messung des Fachwissens wurden neue Instrumente für den Einsatz zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Ausbildung entwickelt. Diese Tests werden mittels probabilistischer Testtheorie konstruiert und genügen damit hohen psychometrischen Ansprüchen. Für die Erfassung der betrieblichen Qualitätsaspekte wurde ebenfalls ein neues Fragebogeninstrument entwickelt, mit dem die Auszubildenden die verschiedenen Aspekte ihrer Lernumgebung, wie z.B. die Arbeitsaufgaben, die Unterstützung durch das Ausbildungspersonal und die Kollegen oder mögliche Überforderung einschätzen können. Daneben wurden etablierte Instrumente zur Erfassung von Basisfähigkeiten und -kenntnissen sowie von Einstellungen der Jugendlichen angewendet.
Die Ergebnisse sollen dargestellt werden an Hand einiger Thesen zu den Zusammenhängen von Lernbedingungen und Lernergebnissen, z.B. zu der These, dass dem Ausbildungspersonal eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Motivation und Selbstwirksamkeit der Jugendlichen zukommt. Diese und weitere Thesen, z.B. zur Überforderung oder zur Rolle des Berufsschullehrers werden mittels der Projektergebnisse untersucht.
Somit werden die (Teil-)Ergebnisse des Projekts in einen direkten praktischen Anwendungskontext gestellt und Empfehlungen für die Ausbildungsgestaltung abgeleitet. Ein kurzer Ausblick bezüglich weiterer Datenauswertungen im Rahmen des Projekts schließt den Beitrag ab.

- EBBINGHAUS, Margit; TSCHÖPE, Tanja; VELTEN, Stefanie: Qualität betrieblicher Ausbildung- Forschungsstand und Perspektiven, eine Zwischenbilanz. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Beiheft 25 (2011), S. 199-210
- HÄFELI, Kurt; KRAFT, Ueli; SCHALLBERGER, Urs: Berufsausbildung und Persönlichkeitsentwicklung. Bern 1988
- WINTHER, Esther; ACHTENHAGEN, Frank: Skalen und Stufen kaufmännischer Kompetenz. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Bd 105, (2009) 4, S. 521-556
- NICKOLAUS, Reinhold; GEIßEL, Bernd; ABELE, Stephan; NITZSCHKE, Alexander: Fachkompetenzmodellierung und Fachkompetenzentwicklung bei Elektronikern für Energie- und Gebäudetechnik im Verlauf der Ausbildung- ausgewählte Ergebnisse einer Längsschnittstudie. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Beiheft 25 (2011), S. 77-94
- BERGMANN, Bärbel; FRITSCH, Andreas; GÖPFERT, Peggy; RICHTER, Falk; WARDANJAN, Barbara; WILCZEK, Susan: Kompetenzentwicklung und Berufsarbeit. Münster 2000.

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