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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Berufe und Kompetenzen – alte und neue Brücken

Von:
Kargl, Maria; 3s Unternehmensberatung, Österreich

Session: 2
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 16:30 - 18:30
Ort: FH Saal B
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Kompetenzen sind die neuen Berufe: Wurden früher vor allem Berufe und Berufskonzepte verwendet, um die Arbeitswelt in systematischer Weise darzustellen, so dienten in den letzten Jahren immer häufiger Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnisse als Elemente der Beschreibung und Gliederung. Nimmt man das Bild der Bridge over troubled water auf, so kann man sich das Konzept Beruf als eine bewährte, alte Brücke zwischen Bildung und Arbeitsmarkt vorstellen. Seit einiger Zeit existiert aber eine weitere Brücke: Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen. Einige benutzen gerne die alte, einige lieber die neue Brücke. Warum ist das so? Welche Vorteile bietet die neue Brücke gegenüber der alten? Ist die zweite Brücke überhaupt neu, oder war sie vielleicht schon länger da und rückt nur stärker in unser Sichtfeld? Es scheint, dass die neue Brücke von einigen für sicherer als die alte gehalten wird. Ist denn eine sicherere Brücke notwendig geworden? Vielleicht, weil wir das Gewässer, das zu überqueren ist, nicht mehr als beschaulichen Fluss, sondern als „troubled water“ wahrnehmen? Aber vielleicht nehmen wir auch nur zu bestimmten Gelegenheiten gern den Weg über die neue Brücke, während wir zu anderen Zeitpunkten lieber doch die alte Brücke benutzen. In dem Beitrag sollen die Eigenheiten des Berufs- und des Kompetenzbegriff in ihrer Funktion als Verbindung zwischen Bildung und Arbeitsmarkt verglichen werden. Dazu werden sie in ihren Verwendungskontexten analysiert. Die Leitfrage lautet: Welche Eigenheiten der beiden Konzepte lassen Berufe, welche lassen Kompetenzen geeignet erscheinen als Verbindung zwischen Arbeitsmarkt und Bildung, bzw.: Was lässt Kompetenzen besser geeignet erscheinen als Berufe? Die Unterschiede zwischen den beiden Konzepten sollen herausgearbeitet werden, indem ihr Einsatz in verschiedenen Verwendungsszenarien analysiert wird: Wo werden sie eingesetzt? Ersetzen Kompetenzen (und andere Output-Konzepte) ganz einfach Berufe – in allen Arten von Verwendungszusammenhängen? Und falls das nicht der Fall ist (was anzunehmen ist), wann wird welches Konzept bevorzugt, wann werden aber auch beide Konzepte nebeneinander und aufeinander bezogen eingesetzt? Daraus sollte sich ableiten lassen, welche Eigenheiten des Berufskonzepts, welche Eigenheiten des Kompetenz-Konzepts sie für verschiedene Zwecke besser brauchbar machen. Um diese Fragen zu bearbeiten, werden die verschiedenen Verwendungsweisen sowohl von Berufen als auch von Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnissen in drei Domänen untersucht: in der Berufsinformation, in der Erhebung und Darstellung von Qualifikationsbedarf sowie im Matching von Jobs und Arbeitssuchenden. Als Fallbeispiele für diese Domänen dienen drei Informationssysteme des AMS Österreich: das AMS-Berufsinformationssystem (Berufsinformation), das AMS-Qualifikations-Barometer (Qualifikationsbedarf) und der AMS-eJob-Room (Online-Jobmarkt des AMS). Dabei können auch die wechselseitigen Bezüge zwischen Berufen und Kompetenzen aufschlussreich sein: Wie und wann werden Kompetenzen auf Berufe, wann Berufe auf Kompetenzen bezogen? Während es im Kontext von Berufsinformation vor allem darum geht, Berufe abstrakt zu beschreiben, liegt der Fokus bei der Darstellung von Qualifikationsbedarf in der Beschreibung des Arbeitsmarkts zu einem gegebenen Zeitpunkt, folgt also einem empirischen oder analytischen Interesse. Ein Tool, das dem Arbeitsmarkt-Matching dient, ist hingegen auf ein praktisches Ziel hin orientiert – schließlich geht es darum, zwischen Arbeitssuchenden und Jobs zu vermitteln, also eine Handlung zu setzen (zu „matchen“). Dementsprechend unterschiedlich werden Berufs- und Kompetenzbegriffe auch in diesen Kontexten eingesetzt. Zur Analyse der drei Fallbeispiele werden v.a. die zentralen Inhalte verglichen, also jene Web-Seiten, die am stärksten dem deklarierten Zweck der Website dienen; welche das sind, kann unter Rückbezug auf Beschreibungen, Hilfetexte u.ä. auf den Websites selbst eruiert werden. Im AMS-Berufsinformationssystem wären das z.B. Informationen zu Berufen und Qualifikationen, im AMS-Qualifikations-Barometer eher jene zu Berufsgruppen und Bundesländern, und für den eJob-Room z.B. Auswahlmasken und Ergebnisdarstellungen. Aus dem Vergleich, wann und wie dabei Berufe und Kompetenzen eingesetzt werden, kann abgeleitet werden, wofür Kompetenzen für tauglicher gehalten werden als Berufe und umgekehrt. So sollten sich Stärken und Schwächen der beiden Konzepte, ihre Unterschiede, aber auch ihre Gemeinsamkeiten herausarbeiten lassen.

Referenzen
AMS-Berufsinformationssystem http://ams.at/bis/
AMS-Qualifikations-Barometer http://bis.ams.or.at/qualibarometer/berufsbereiche.php
AMS-eJob-Room http://jobroom.ams.or.at/jobroom/login_as.jsp und http://jobroom.ams.or.at/jobroom/login_un.jsp
Jörg Markowitsch, Claudia Plaimauer, (2009) "Descriptors for competence: towards an international standard classification for skills and competences", Journal of European Industrial Training, Vol. 33 Iss: 8/9, pp.817 – 837
Using learning outcomes. European Qualifications Framework Series: Note 4. Download unter URL: http://www.cedefop.europa.eu/EN/news/19115.aspx


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