Abstracts 2012
Forum 1.1
Feedbackverfahren - Lernangebote für die Kompetenzentwicklung von Lehrpersonen an beruflichen Schulen
Von:Ebner, Hermann G.; Universität Mannheim, Deutschland
Funk, Claudia; Universität Mannheim, Deutschland
Gonon, Philipp; Universität Zürich
Kiss, Katharina; BMUKK Wien
Martin, Christian; Universität Kassel
Paechter, Manuela; Karl-Franzens Universität Graz, Institut für Psychologie, Österreich
Thimet, Susanne; Kultusministerium Baden-Württemberg
Session: 1
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 14:00 - 16:00
Ort: MAW - Großer Saal
Typ: Forum
Downloads: Präsentation als PDF (1), Präsentation als PDF (2), Präsentation als PDF (3), Präsentation als PDF (4)
,,From teachers saying, ,,Let me do it my way" to everyone asking, ,,Is it working?" (Marshall, 2009, S. XViii)
Mit dem Einsatz des Instruments ,Feedback' ist im schulischen Kontext die Erwartung verbunden, den Auf- bzw. Ausbau instruktionaler Expertise von Lehrpersonen unterstützen zu können. In einigen Qualitätsmanagement-Systemen gilt die Nutzung dieses Instruments als ein Indikator für die Bereitschaft und die Fähigkeit einer Schule, ihre Personalressource zu ,pflegen'.
Feedbacks können Lehrpersonen
- in Bezug auf verschiedene Aufgabensituationen (z.B. Unterricht, Konfliktgespräche)
- von verschiedenen Personen (z.B. andere Lehrpersonen, Personen der Schulleitung, Schülerinnen bzw. Schüler, Personen der Schulaufsicht)
- aus verschiedenen Anlässen bzw. von verschiedenen Initiativen ausgehend (z.B. eigene Initiative, Maßnahme im Rahmen des schulischen Qualitätsmanagements)
- unter Einsatz verschiedener Verfahren und Instrumente (z.B. aggregierte Daten, Online-Befragung, Videoanalyse)
gegeben werden.
Feedbacks lassen sich als Lernangebote verstehen, deren Ausgestaltung in Bezug auf die genannten Merkmalsdimensionen differiert und für die entsprechend auch unterschiedliche Wirkungen und unterschiedliche Grade der Wirksamkeit anzunehmen sind. Allerdings zeigt sich, dass wir auf der einen Seite den zunehmenden Einsatz von Feedbackverfahren mit den damit verbundenen Wirksamkeitserwartungen sehen, auf der anderen Seite jedoch uneinheitlichen Befunden gegenüberstehen bzw. entsprechende Evidenzen fehlen und insgesamt erst eine geringe Anzahl einschlägiger Studien vorliegt. Robert Coe (1998) weist in seinem Beitrag ,,Can feedback improve teaching?" auf diesen Umstand hin:
,,In view of the increasingly prominent use in schools and colleges of performance indicators, inspection, appraisal and other forms of performance feedback, it seems important to know what evidence there is that such feedback will produce any improvement in standards, and under what conditions this may be expected to occur. The plausible view that people who receive feedback on a task perform better than those who do not is found to be not universally supported by the empirical evidence. Theories which try to account for the effects of feedback on performance are limited in scope, too vague to be readily operationalized or to enable predictions to be made, and/or supported by only some of the available evidence."(S. 43)
Das von Coe beschriebene Problem ist nicht auf den Einsatz von Feedback im Kontext der Berufsgruppe ,Lehrperson' oder der Institution ,Schule' beschränkt: Feedback gilt ebenso mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler als eine lernförderliche unterrichtliche Maßnahme; darüber hinaus können zahlreiche Verfahren bzw. Bestandteile von Verfahren im Management von Unternehmen dazu gezählt werden, wie z.B. Mitarbeitergespräche, Vorgesetztenfeedback, Zielvereinbarungsgespräche. Für alle diese Maßnahmen gilt, dass erwartet wird, dass sich deren Realisierung förderlich auf die Kompetenzentwicklung der Personen auswirkt, die Adressaten des Feedbacks (Feedback-Empfänger) sind.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Feedback-Verfahren - vor allem im Zusammenhang mit Maßnahmen der Schulentwicklung - gewinnen folgende Fragen an Relevanz:
(1) Gibt es (starke) Belege dafür, dass Feedbacks funktionieren?
D.h.: Tragen Feedbacks dazu bei, die Leistung der Feedback-Empfängerinnen oder -Empfänger substanziell zu verbessern?
(2) Wenn es Wirksamkeitsbelege gibt:
(a) Welche Merkmale des Feedbacks sind für dessen Wirksamkeit entscheidend?
- Verfahren (z.B. Regel gesteuert, Konsequenzen)
- Instrumente (z.B. Beobachtungsbogen, Videounterstützung)
- Eigenschaften des Inhalts / der Aussagen (z.B. informativ, empathisch)
- Gebermerkmale (z.B. Hierarchieposition, intern vs. extern)
- Qualitätsbereiche (z.B. atmosphärische Indikatoren wie Klassenklima, verhaltensorientierte Indikatoren wie Unterrichtsmethoden, Leistungsbeurteilung)
(b) Welche Merkmale der Feedback-Empfängerinnen oder -Empfänger sind für die Wirksamkeit der Feedbacks entscheidend? (z.B. Zielorientierung, Selbstwirksamkeitserwartung)
(3) Auf der Grundlage welcher Theorien lässt sich die Wirksamkeit von Feedbacks erklären?
Diese Fragen sollen in dem Thematischen Forum _Feedbackverfahren - Lernangebote für die Kompetenzentwicklung von Lehrpersonen an beruflichen Schulen_ erörtert werden. Dazu sind folgende Beiträge (hier in alphabetischer Reihenfolge) vorgesehen:
I. Mag. Katharina *Kiss* (BMUKK, Wien) & Univ.-Prof. Dr. Manuela *Paechter*(Universität Graz):
Individualfeedback im Konzept QIBB
Unter Individualfeedback werden in QIBB Rückmeldungen zum eigenen beruflichen Handeln verstanden. Individualfeedback wird in QIBB auf allen organisatorischen Ebenen durchgeführt (Lehrpersonen und Vorgesetzte wie Schulleiter/innen, Schulinspektor/inn/en holen Feedback ein). Im Beitrag werden die Grundkonzeption und der bisherige Stand des QIBB-Individualfeedbacks vorgestellt. Darüber hinaus wird über Stand der Entwicklung des Peer Reviews berichtet.
II. Dipl.-BPäd. Christian *Martin* (Universität Kassel):
Feedback bezogene Ergebnisse der Evaluation des Modellprojekts ,Selbstverantwortung plus' (Hessen)
Ergebnisse aus der Auswertung von 14 Q2E-Metaevaluationsberichten (Kernaussagen und Empfehlungen zur Q2E-Komponente Individualfeedback) werden vorgestellt. Aus dieser Dokumentenanalyse sowie vor dem Hintergrund von fünf Evaluationen werden Thesen zu den Gelingensbedingungen für Praxis und Wirkung von Feedback abgeleitet.
III. Univ.-Prof. Dr. Hermann G. *Ebner*, Dipl.-Hdl. Claudia *Funk* (Universität Mannheim) & Susanne *Thimet* (Kultusministerium Baden- Württemberg):
Feedback bezogene Ergebnisse der Evaluationsstudie zum Konzept ,Operativ eigenständige Schule' (Baden-Württemberg)
Aus der Evaluationsstudie zur Wirksamkeit des an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg implementierten Konzepts ,Operativ eigenständige Schule' werden ausgewählte Ergebnisse zum Einsatz verschiedener Feedback-Verfahren präsentiert.
IV. Univ.-Prof. Dr. Philipp *Gonon* (Universität Zürich):
Feedback im Rahmen von Q2E
Das Qualitätsmanagementsystem Q2E und die Bedeutung des Feedbacks werden erläutert. Ausgewählte Ergebnisse aus Studien zum Feedback werden präsentiert.
*Das Thematische Forum wird drei Arbeitsphasen umfassen:*
(1) Zunächst werden die Feedbackkonzepte vorgestellt, die in den verschiedenen Projekten vorgesehen sind bzw. zum Einsatz kommen.
(2) Im zweiten Abschnitt werden ausgewählte Ergebnisse aus Evaluationsstudien referiert. Zentral wird es dabei um die Fragen gehen, in wieweit die Feedbacks von den Adressaten als Lernangebote wahrgenommen werden, und ob es Hinweise gibt, dass Feedbacks zur Weiterentwicklung der Kompetenz von Lehrpersonen beitragen.
(3) Abschließend werden Überlegungen präsentiert, anhand welcher Indikatoren und Instrumente Wirkungen und Wirksamkeit der Feedbacks im schulischen
Kontext identifiziert bzw. gemessen werden können.
Literatur:
Marshall, K. (2009). _Rethinking teacher supervision and evaluation: how to work smart, built collaboration, and close the achievement gap._ San Francisco: John Wiley & Sons.
Coe, R. (1998). Can feedback improve teaching? A review of the social science literature with a view to identifying the conditions under which giving feedback to teachers will result in improved performance. _Research Papers in Education_, 13:1, 43-66.
Weitere Abstracts