Abstracts 2012
Abstract
Die Einbindung des Internets in das Lernen von Auszubildenden
Von:Schulte, Sven; Institut Technik und Bildung, Universität Bremen, Deutschland
Burchert, Joanna; Institut Technik und Bildung, Universität Bremen, Deutschland
Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: FH Saal C
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF
Die Art, wie wir das Internet nutzen, ist eng mit unserem Lebensstil, unseren Anforderungen und Erwartungen verbunden. Auch Jugendliche nutzen Neue Medien nicht wahl- und sinnlos, sondern gezielt als Mittel zur Vergesellschaftung, als Zeitvertreib - und manchmal auch zum Lernen (vgl. Welling 2010). In unserem Vortrag und dem zur Veröffentlichung im Tagungsband vorgeschlagenen Artikel berichten wir von einer Befragung, mit der wir Erkenntnisse über die Einbindung des Internets in das Lernen von Auszubildenden gewannen. Unsere wichtigste Einsicht ist, dass sich die Nutzung des Internets im Verlauf der Ausbildung aufgrund der Entwicklung der Jugendlichen verändert.
Den theoretischen Hintergrund der Auswertung bildet das Konzept der Entwicklungsaufgaben in der Tradition von Erik Erikson, Robert J. Havighurst und Andreas Gruschka. Die Grundidee dieses Konzeptes ist es zu betrachten, wie individuelle Fähigkeiten und Ansprüche mit objektiven gesellschaftlichen Anforderungen vereinbart werden - bzw. wie die Entwicklung Einzelner durch soziale Herausforderungen angeregt wird. Bremer und Haasler (2004, S. 164) formulierten die folgenden Facetten der Entwicklungsaufgabe „Berufseinstieg durch Ausbildung“:
1. Schulische Lernkonzepte, die durch Orientierung an Lehrpersonen und ihren Bewertungen geprägt sind, sollen durch sachlich-berufliche Lernkonzepte ersetzt werden. Dazu gehört neben der gelingenden Identifikation mit Arbeitsaufgaben auch die Bereitschaft zur beruflichen Weiterentwicklung.
2. Es sollte ein Konzept beruflicher Arbeit entstehen: Standards der Berufsarbeit in Bezug auf Quantität, Qualität und Rentabilität sollen bekannt sein und gegeneinander abgewogen werden können; Routinen sollen ebenso entstehen wie Ideen zur Verbesserung der Technologie und Arbeitsorganisation.
3. Die Orientierung an Peers weicht der Orientierung an der Praxisgemeinschaft und an dem Aufstieg in der Berufshierarchie: „Die Jugendlichen sind noch die Befolgung von peer–to–peer–Regeln gewöhnt, die sowohl segregierende als auch integrierende Funktion haben. Moden z.B. bewirken Segregation unter den Jugendlichen, innerhalb einer modischen Clique hingegen Integration. Da die antrainierten Posen oder die Maskierung des Körpers am Arbeitsplatz nichts bringen – es sei denn, sie gehören zu Branchenberufen wie in der Mode – , steht eine die Person als ganze erfassende Veränderung an“ (EVABCOM-Manual II 2005, S. 17).
Die vorgestellten Forschungsergebnisse entstanden im Rahmen des Projektes expertAzubi , dessen Ziel es ist, eine Plattform zur Unterstützung des Lernens in der Ausbildung zu erstellen. Dort ist es möglich, das Berichtsheft online zu führen, Dokumente und ein persönliches Profil zu erstellen sowie mit anderen Auszubildenden, fachlichen Experten und Betrieben Kontakt aufzunehmen. Neben der wissenschaftlichen Frage, wie und warum Jugendliche das Internet in der Ausbildung nutzen, besteht also ein gestaltungsorientiertes Erkenntnisinteresse. Unsere Forschungsfragen lauten:
• Welchen Stellenwert hat das Internet für das Lernen in der Ausbildung?
• Wie beurteilen die Jugendlichen online die Qualität von Informationen?
• Unter welchen Voraussetzungen erstellen Auszubildende eigene Inhalte?
• Wie gut ist die Passung zwischen dem Lernen im Dualen System und dem Lernen im Web?
Im Vortrag skizzieren wir Antworten auf diese Fragen aus der Perspektive individueller Entwicklung in der Ausbildung.
Literatur
Bremer, R. & Haasler, B. (2004). Analyse der Entwicklung fachlicher Kompetenz und beruflicher Identität in der beruflichen Erstausbildung. Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004) 2, 162-181.
(o.A.). (2005). EVABCOM-Manual II. Evaluationsaufgaben - Eine Methode zur Bewertung beruflichen Lernens im europäischen Raum der Berufsbildung. URL: http://www.adam-europe.eu/prj/594/prd/2/1/p686e986f1.pdf, Zugriff am 23.12.2011
Welling, S. (2010). Der Computer als Mittel zum Zweck: Millieusensitive computerunterstützte Jugendarbeit als Gegenstand von Gruppendiskussionen. In R. Bohnsack, A. Przyborski & B. Schäffer (Hrsg.), Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis (S. 123-135). Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.
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