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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Employability aus Sicht von Studierenden

Von:
Unger, Martin; Institut für Höhere Studien, Österreich
Grabher, Angelika; Institut für Höhere Studien, Österreich

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal B
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Forschungsfragen: Welche Strategien verfolgen Studierende – je nach Studienrichtung –, um ihre „Employability“ zu verbessern und wie bewerten sie die Berufsvorbereitung ihres Studiums? Wie gut „passen“ diese Strategien zu a) von ArbeitgeberInnen nachgefragten Kompetenzen und b) zu den aus Sicht von AbsolventInnen im Beruf geforderten Kompetenzen. Der Begriff „Employability“, zumeist mit Beschäftigungsfähigkeit übersetzt, zielte ursprünglich auf die Arbeitsmarktintegration von gering Qualifizierten. Seit 15 Jahren hat er Einzug in die Hochschulpolitik gehalten, sowohl im Bologna Prozess (Bologna Declaration 1999, BFUG Working Group 2009) als auch in diverse EU-Strategien. Employability wird meist diffus verwendet, selten definiert und auch in offiziellen Dokumenten häufig unterschiedlich übersetzt bzw. umschrieben. Daher wird die Verwendung des Begriffs für HochschulabsolventInnen auch stark kritisiert (z.B. Teichler 2007). Im Bologna-Prozess wird unter Employability nicht nur der Berufseintritt verstanden, sondern auch die Voraussetzung in Beschäftigung zu bleiben bzw. die Arbeitsstelle wechseln zu können. Erforscht wird die Employability von HochschulabsolventInnen zumeist in AbsolventInnenbefragungen. Dabei werden retrospektiv die subjektive Einschätzung der Kompetenzen zu Studienabschluss und im derzeitigen Job erhoben und miteinander verglichen (für eine aktuelle Übersicht siehe Schomburg/ Teichler 2011). Zweitens gibt es zahlreiche Befragungen von ArbeitgeberInnen, welche Kompetenzen sie von HochschulabsolventInnen erwarten (s.u.). In der Studierenden-Sozialerhebung 2009 wurden erstmals Studierende befragt, welche von 12 Aspekten sie für ihren Berufseinstieg besonders wichtig erachten und inwieweit sie diese bereits erfüllen. Als besonders wichtig wurden dabei soziale Kompetenzen und Berufserfahrung eingestuft, mehrheitlich nicht als wichtig wurden z.B. Auslandsaufenthalte, gute Noten oder eine kurze Studiendauer eingeschätzt. Dabei zeigen sich große Unterschiede nach Hochschulsektoren, Fachrichtungen und zwischen AnfängerInnen und jenen, die bereits kurz vor Abschluss des Studiums stehen (Unger, Gottwald et al. 2010). Selbst unter den Fast-AbsolventInnen gibt bei den meisten als wichtig erachteten Kriterien höchstens ein Drittel an, diese auch zu erfüllen. Nur EDV- und Englischkenntnisse, Berufspraxis und soziale Kompetenzen erfüllt nach eigener Einschätzung eine Mehrheit der Studierenden in der Abschlussphase. Bei praxisbezogenen Items nimmt der Anteil jener, die die selbstgesteckten Erwartungen erfüllen, während des Studiums am meisten zu, während z.B. gute Englischkenntnisse am Ende des Studiums nach eigener Einschätzung seltener vorhanden sind als zu Beginn des Studiums. Die Berufsvorbereitung ihrer Studien insgesamt sehen Universitätsstudierende im Schnitt sehr kritisch, aber auch nur zwei Drittel der FH-Studierenden sind damit zufrieden. Das Paper wird im ersten Teil diese und andere Ergebnisse kurz referieren und sie dann im zweiten Teil mit den Ergebnissen von AbsolventInnen- und Arbeitgeberbefragungen kontrastieren. Dabei werden Differenzen und Übereinstimmungen der Sichtweisen der verschiedenen Akteure herausgearbeitet. Dies v.a. zu jenen Aspekten, von denen die Studierenden glauben, dass sie sie _nicht_ erfüllen. Am ehesten bietet sich hierfür die jüngste bundesweite AbsolventInnenbefragung ARUFA an (Schomburg et al. 2010). Dort wurden neben Fähigkeitsprofilen zu Ende des Studiums und im derzeitigen Job auch jene Kriterien erhoben, die aus Sicht der AbsolventInnen entscheidend für ihren Arbeitgeber waren, sie zu beschäftigen. Darunter sind etliche Kriterien, die mit den in der Sozialerhebung abgefragten verglichen werden können. Auch dabei zeigen sich Unterschiede nach Hochschulsektoren. Eine Sonderauswertung nach Fachrichtungen ist angefragt. Diese Ergebnisse werden dann den Anforderungen von ArbeitgeberInnen an AbsolventInnen gegenübergestellt (u.a. CIHE 2008, Eurobarometer 304, 2010). Aus der abschließenden Kontrastierung dieser drei unterschiedlichen Perspektiven auf die Employability von HochschulabsolventInnen werden Empfehlungen für die Weiterentwicklung von Hochschulstudien – soweit möglich unterschieden zwischen Universitäten und FHs – sowie für eine engere Abstimmung von zukünftigen Erhebungen unter diesen drei Akteursgruppen abgeleitet.

Referenzen:
BFUG Working Group on Employability 2009, Employability working group report, Bologna Conference Leuven.
CIHE 2008, Graduate Employability. The views of employers, London.
Eurobarometer 304, 2010, Employers’ perception of graduate employability, Brüssel.
Schomburg et al. 2010, Arbeitssituation von Universitäts- und FachhochschulabsolventInnen, INCHER-Projektbericht.
Schomburg/Teichler 2011, Employability and Mobility of Bachelor Graduates in Europe, Sense Publishers.
Teichler 2007, Studium und Berufschancen, Beiträge zur Hochschulforschung, 4/29, IHF München.
Unger, Gottwald et al. 2010, Employability der Studierenden, IHS-Projektbericht.


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