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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Paper

Differenzierte NEET-Typen – Ergebnisse einer qualitativen Erhebung

Von:
Lankmayer, Thomas; Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung an der Universität Linz, Österreich

Paper Session: 2
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 17:15 - 19:15
Ort: FH Seminarraum 3
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Der NEET-Begriff hat inzwischen im sozialwissenschaftlichen Diskurs im deutschsprachigen Raum Eingang gefunden und findet auch in sozial- und arbeitsmarktpolitischen Agenden Verwendung. Dabei kann der NEET-Indikator als wichtige Ergänzungen zu den Indikatoren „Jugendarbeitslosigkeit“ und „Early School Leavers“ (ESL) verstanden werden. Der NEET-Begriff wird in der Praxis häufig mit „systemfernen“ (vgl. u.a. Steiner etal. 2013: 110ff) bzw. „ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen“ gleichgesetzt. Dieses eingeschränkte Verständnis wird dem NEET Indikator jedoch nicht gerecht. Der NEET-Indikator ist ein sehr breit gefasster Begriff und umfasst Jugendliche im Alter zwischen 15-24 Jahren, die „Not in Employment, Education or Training“ sind. Per Definition werden sowohl Jugendliche der Kategorie „Jugendarbeitslosigkeit“ erfasst, als auch Jugendliche, die zum Beispiel wegen einer Krankheit oder Betreuungspflichten keiner Arbeit nachgehen. Ferner fallen in diese Kategorie auch MaturantInnen in Warteposition auf einen Studium Platz oder Jugendliche, die sich beispielsweise eine Auszeit nehmen um die Welt zu bereisen. Die heterogene Zusammensetzung der Zielgruppe ist einer der zentralen Kritikpunkte am NEET-Indikator (Furlong 2007: 104ff). Yates und Payne (2006: 339) kritisieren, dass sich dadurch kaum politische Maßnahmen ableiten lassen und eine praktische Verwendung des Indikators sehr eingeschränkt ist.

Die Stärke des NEET-Indikators liegt jedoch darin, dass auch Jugendliche erfasst werden, die sich aus verschiedenen Gründen vom Arbeitsmarkt bereits entfernt haben, zurzeit keine aktiven Schritte zur Arbeitssuche setzen und in traditionellen Indikatoren, wie zum Beispiel der Jugendarbeitslosenquote, nicht berücksichtig werden. Die Heterogenität des NEET-Begriffs erfordert eine wissenschaftliche Auseinandersetzung und nähere Beschreibung von NEET-Subgruppen, damit zielgruppengerechten Maßnahmen und Ansatzpunkte für politische Handlungsfelder zur Senkung der NEET-Rate abgeleitet werden können.

Zur Einschätzung des Problemausmaßes und Identifizierung von Ursachen und Einflussgrößen von NEET beauftragte dazu das BMASK 2012 das ISW (Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften) gemeinsam mit dem Institut für Soziologie an der JKU und dem IBE mit einer Studie zur näheren Untersuchung der arbeitsmarktpolitischen Zielgruppe NEET. Das Studiendesign verfolgte dabei einen Mehr-Methoden-Zugang aus quantitativen und qualitativen Elementen um der Komplexität des NEET-Phänomens gerecht zu werden. Die Ergebnisse stellen die Grundlage zur Ableitung von Handlungsansätzen und Maßnahmen dar. Das IBE bearbeitete den qualitativen Teil, dessen Erkenntnisse Ausgangslage für diesen Beitrag bilden.

Ziel des qualitativen Untersuchungsteils war eine vertiefte Darstellung von NEET-Gruppen bzw. -Problematiken sowie das Festhalten von NEET-Bestimmungsfaktoren, um letztlich aus den beobachtbaren Ausgrenzungsproblematiken Handlungsbedarfe sowie bereits wirksame Gegenmaßnahmen festhalten zu können. Insgesamt wurden n=80 problemzentrierte Interviews in zwei Phasen geführt. In der ersten Phase wurden n=20 narrative Interviews in Oberösterreich, Wien und Vorarlberg geführt, die als strukturierte Einzelfälle anhand ihrer Story-Line (zentrale Interaktionskette) dargestellt wurden und Grundlage für die Ableitung einer Typologie darstellten sowie als Vorlage für den Leitfaden für die in der zweiten Phase n=60 teilstandardisierten Interviews dienten. Die zweite Erhebungsphase diente der Erprobung und Verdichtung der entwickelten Typologie.

Die im qualitativen Teil entwickelte Typologie, welche sich auf n=80 geführte Interviews mit Jugendlichen mit NEET-Erfahrung stützt, wurde innerhalb einer zweidimensionalen Matrix verortet. Dabei beschreibt eine Dimension die Haltung der Person gegenüber den eigenen NEET-Status und somit die individuelle Motivation. Die andere Dimension bildet die Variabilität des NEET-Faktors als Ausdruck gesellschaftlich gegebenen Möglichkeitenspielraums ab, im Wesentlichen die Konformität mit vorherrschenden Normalitätsvorstellungen, insbesondere der Leistungsnorm.

Der Beitrag fokussiert sich auf die Darstellung der im qualitativen Teil entwickelten NEET-Typologie und geht der Frage nach, woran sich unterschiedliche NEET-Subgruppen unterscheiden und welche Risikofaktoren auf ein Auftreten eines NEET-Status festgehalten werden können.

Literatur

•Bacher, J. / Tamesberger D. / Leitgöb H. (2013): Unterstützung der arbeitsmarktpolitischen Zielgruppe „NEET“. Teilbericht 1: Literaturüberblick, Quantitativer Untersuchungsteil. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz.

•Stadlmayr, M. / Lankmayer T. (2013): Unterstützung der arbeitsmarktpolitischen Zielgruppe „NEET“. Teilbericht 2: Qualitativer Untersuchungsteil. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz.



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