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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Paper

Grenzerfahrungen – Berufsbildende Schulen als Chancen für Schüler/innen mit Migrationshintergrund?

Von:
Moser, Daniela; Pädagogische Hochschule Steiermark, Österreich
Jug, Brigitte; Pädagogische Hochschule Steiermark, Österreich
Pronegg, Elisabeth; Pädagogische Hochschule Steiermark, Österreich

Paper Session: 1
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 14:15 - 16:15
Ort: FH Seminarraum 3
Typ: Paper



Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter den "Early School Leavers" ist überproportional hoch (OECD, 2009). Die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) weisen hinsichtlich ihrer spezifischen Ausrichtung und ihres erreichbaren Abschlussniveaus einen hohen Differenzierungsgrad auf, wobei die BMS keine „Bildungssackgassen“ sind, da eine Höherqualifizierung möglich ist. Bildungsziele, die neben einer Allgemeinbildung auch eine berufliche Qualifikation gewährleisten, werden durch eine handlungs- und kompetenzorientierte Didaktik erreicht. Diese Aspekte sollten für Schüler/innen mit Migrationshintergrund, die oft aufgrund fehlender Unterstützungsmöglichkeiten ihre Schullaufbahnen abbrechen, besonders förderlich sein. Das Erleben eines zielführenden und erfolgreichen Handelns sowie ein positives Klassenklima führen zu einem Selbstkonzept, das persönlichkeitsstärkend und identitätsbegründend ist und in weiterer Folge eine höhere Bildungsaspiration von Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergrund bewirken kann. Forschungsgegenstand des Projekts „Grenzerfahrungen“, das an der Pädagogischen Hochschule Steiermark durchgeführt wird, sind zunächst die interkulturellen Gegebenheiten im berufsbildenden Schulwesen. Es sollen einerseits Probleme erfasst und aufgezeigt werden, andererseits der ressourcenvolle Umgang mit Schülerinnen/Schülern unterschiedlicher Kulturen und Religionen dargestellt werden.

Forschungsziel ist es,

• aufzuzeigen, wie die BMHS mit den Herausforderungen interkultureller Klassen umgehen.

• zu analysieren, welche der existierenden Programme zielführend sind und somit beispielgebend sein könnten.

• diese Programme mit den Bedürfnissen der Betroffenen zu vergleichen.

Ausgangspunkt ist die Analyse von vorhandenen Daten, die einen Überblick über die Bildungssituation von Schülerinnen/Schülern mit Migrationshintergrund geben, wobei in erster Linie ein OECD-Bericht (2009) sowie der Integrationsbericht des Bundesministeriums für Inneres (2011) herangezogen wurden. Als theoretische Fundierung des Verständnisses von Interkulturalität diente das Modell von Fassmann und Dahlvik (2011), das Mehrfachintegration beschreibt als eine erfolgreiche Annahme in der Aufnahmegesellschaft gleichermaßen wie eine Sozialintegration in die Herkunftsgesellschaft bzw. ethnische Gemeinschaft. Zur Hypothesenbildung wurde auf Fassmanns Handlungsebenen der Integration (2011), die Dimensionen von Sozialintegration, Vermittlungsformen und messbare Variablen in Bezug auf intrapersonelle, interpersonelle Aspekte und die Person-Institution-Perspektive erklären, zurückgegriffen. In der ersten Phase wurden 11 Schulleiter/innen von BMHS mittels strukturiertem Interviewleitfaden hinsichtlich Problematiken, die sich in interkulturellen Klassen ergeben, Maßnahmen auf Unterrichts- und Schulebene, die eine interkulturelle Kompetenzentwicklung fördern sowie Lernchancen, die sich für Schüler/innen daraus ergeben, befragt. In der zweiten Phase wurden in einer quantitativ angelegten Erhebung 300 Schüler/innen über deren Schulleistungen, sozio-ökonomischen Status, das Schul- und Klassenklima sowie über die erlebte Unterrichtsgestaltung befragt. In einer derzeit laufenden Projektphase 3 werden qualitative Interviews mit Lehrerinnen/Lehrern und Schülerinnen/Schülern über Maßnahmen zur Förderung eines positiven Klassenklimas und dessen Einfluss auf den Schulerfolg von Schülerinnen/Schülern geführt. Erste Ergebnisse aus den Interviews mit den Schulleiterinnen/Schulleitern machen deutlich, dass diese ein positives Schulklima durch die Initiierung von Programmen wie Outdoor-Tage, Peerausbildungen, interkulturelle Zusammenkünfte, „gesunde Teenagerbeziehungen“ unterstützen; das Fach Persönlichkeitsbildung wurde an einigen Schulen verankert und Förderkurse werden bei Bedarf abgehalten. Interessant erscheinen vereinzelte Bestrebungen, die Schulleistungen am Ende der neunten Schulstufe zu evaluieren, um auf Schulebene bessere Fördermöglichkeiten anzubieten.

Literatur

Eder, F. (1998). Linzer Fragebogen zum Schul- und Klassenklima für die 8. – 13. Klasse (LFSK 8 – 13). Handanweisung. Göttingen: Hogrefe Verlag für Psychologie.

Fassmann H. (2011). Integration: Begriff und Theorie. Materialien zum ISOP-Lehrgang zur interkulturellen Beratung.

Fassmann, H./Dahlvik, J. (Hrsg.) (2011). Migrations- und Integrationsforschung – mulitdisziplinäre Perspektiven. Göttingen: V & R unipress.

BMI (Hrsg.) (2011). Integrationsbericht Vorschläge des Expertenrats für Integration. Verfügbar unter www.bmi.gv.at/cms/BMIService/STS/VorschlaegeLangfassung.pdf [12.12.2013].

OECD (Hrsg.) (2009). Thematic Review on Migrant Education. Country Background Report for Austria. Verfügbar unter http://www.bmukk.gv.at/medienpool/18847/countrybackgroundreportaustr.pdf‎ [12.12.2013].

ÖIF (Hrsg.) (2012). Migration und Integration Schwerpunkt Jugend. Zahlen – Daten – Fakten.

Verfügbar unter www.integrationsfonds.at/zahlenundfakten/‎ [12.12.2013].



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