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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Einflussfaktoren auf die technische Berufs- und Studienwahl von jungen Frauen

Von:
Brämer, Stefan; Lehrstuhl Technische Bildung und ihre Didaktik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland


Ausgangssituation

Aktuell lässt sich ein sinkendes Technikinteresse und mangelnde Motivation für die Ergreifung einer naturwissenschaftlich-technischen dualen Berufsausbildung auf Seiten der Absolventen des allgemeinbildenden Schulsystems in Deutschland verzeichnen. Die daraus resultierenden möglichen Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und das wirtschaftliche Wachstum des Standortes Deutschland lassen sich nicht abschätzen. In Summe führen alle diese Faktoren zu einem bedrohlichen Fachkräftemangel vor allem in den naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungs- und Studienberufen, der sich in den nächsten Jahren verstärken wird, wenn nicht das gesamte Potential an ausbildungsreifen weiblichen (und männlichen) Jugendlichen ausgeschöpft wird.

Forschungsfrage und Zielstellung

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Ausgangssituation stellt sich die Frage, warum Frauen in den technischen dualen Berufsausbildungen und den technischen (dualen) Studiengängen noch immer unterrepräsentiert sind? „Wie können Frauen verstärkt ermutigt werden, nicht die typisch weiblich-dominierten Berufe zu wählen?“ Man kann es auch andersherum formulieren: „Welche Faktoren haben die Frauen beeinflusst eine duale Berufsausbildung oder ein (duales) Studium im technischen Bereich zu wählen? Lassen sich daraus geschlechterspezifische Rückschlüsse ziehen, wie Interventionen zielführend gesetzt werden müssen, um den Blick und schließlich die Berufswahl von jungen Frauen auf bis dato männlich-dominierte technische duale Berufsausbildungen und (duale) Studiengänge zu erweitern.“ „Welche individuellen internen und externen Determinanten wirken im Berufswahlentscheidungsprozess der Frauen?“ „Existieren Mechanismen (u.a. Gatekeeper) im Berufswahlprozess, die dabei helfen, dass sich noch mehr Frauen für eine technische duale Ausbildung bzw. einen technischen (dualen) Studien-gang begeistern?“ Zusammengefasst lautet die zentrale Forschungsfrage: „Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung von jungen Frauen für eine technische duale Berufsausbildung bzw. einen technischen (dualen) Studien-gang in Sachsen-Anhalt?“

Damit standen, ausgehend von den theoretischen Konzepten zur Berufswahl (Berufswahltheorien), zur (gendersensiblen) Berufswahlentscheidung und zu Einflussfaktoren der Berufswahl, junge Frauen aus Sachsen-Anhalt, die zur Zeit der Befragung eine duale technische Berufsausbildungen bzw. einen technischen (dualen) Studiengang absolvierten im Mittelpunkt der Untersuchung.

Die Zielsetzung war die Rekonstruktion des individuellen Entscheidungsprozesses der weiblichen Auszubildenden bzw. Studierenden für die Wahl einer technischen dualen Berufsausbildung bzw. eines technischen (dualen) Studiengangs. Damit standen im Fokus der Betrachtung junge Frauen, die aktuell eine technische duale Berufsausbildung bzw. einen technischen (dualen) Studiengang in Sachsen-Anhalt absolvierten.

Methodisches Vorgehen

Die Untersuchung unterteilte sich in zwei Phasen. Als Erhebungsmethode wurde mit dem problemzentrierten Interview eine Form des leitfadengestützten Interviews gewählt. Die erhobenen transkribierten Interviews wurden anschließend mit dem Verfahren der reduzierenden Inhaltsanalyse durch induktive Kategorienentwicklung (1. Phase) und nominale deduktive Kategorienanwendung (2. Phase), Formen der kategorienbasierten Textanalyse (paraphrasierendes Verfahren), ausgewertet.

Im Fokus des ersten Teils standen weibliche Auszubildende (n=24) in technischen dualen Berufsausbildungen (1.-4. Ausbildungsjahr) aus Sachsen-Anhalt. Hieraus resultierten ein Kriterienkatalog von Einflussfaktoren auf die Wahl einer dualen technischen Berufsausbildung sowie ein Kategoriensystem zur nominalen deduktiven Kategorienanwendung (Kodierleitfaden).

Im zweiten Schritt wurde der in der ersten Phase erarbeitete Kriterienkatalog (Kodierleitfaden) auf zwei weitere Zielgruppen, erstens Studentinnen eines technischen dualen Studiengang (n=3) in Sachsen-Anhalt und zweitens Studentinnen eines technischen Studiengangs (n=6), angewendet. Diese zweite Untersuchungsphase charakterisierte einerseits die Validierung und Verifizierung der induktiv entwickelten Kategorien der ersten Phase und andererseits der Überprüfung, ob ähnliche Einflussfaktoren von dieser anderen Zielgruppe angesprochen werden.

Zentrale Ergebnisse

Die zentralen Ergebnisse der empirischen Untersuchung zeigen, dass das Selbstkonzept, Praktika und Eltern einen deutlichen Einfluss auf die Wahl eines technischen Berufs bzw. eines technischen Studiengangs besitzen. Zusammenfassend bedeutet dies, wenn junge Frauen für technische duale Berufsausbildungen und Studiengänge sensibilisiert werden sollen, müssen technische Bildung und Berufsorientierung im schulischen Kontext weiter ausgebaut werden, da nur eine frühzeitige Sensibilisierung die Chancen für die potentielle Wahl für einen technischen Ausbildungsberuf erhöhen kann. Für eine techniknahe Berufs- und Studienorientierung müssen praxisorientierte Angebote geschaffen werden, welche vor allem Eltern, Unternehmen (Praktika), externe Partner und außerschulische Lernorte noch stärker in den Berufs- und Studienwahlprozess einbeziehen und zur Förderung des Selbstkonzepts beitragen.



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