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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Die Bedeutung von Interessenkonsistenz und -kohärenz für die Passung des gewählten Studiums und den Studienverlauf: Empirische Befunde zur Berufswahltheorie von John Holland

Von:
Bergmann, Jakob; Johannes Kepler Universität Linz, Österreich


Das hexagonale Interessenmodell von Holland (1997) gilt als die am besten untersuchte Theorie zu Berufswahl und beruflichen Interessen (Larson, Rottinghaus & Borgen, 2002; Nye, Su, Rounds & Drasgow, 2012). In der Theorie werden sechs grundlegende Interessenorientierungen postuliert: Realistic (praktisch-technisch), Investigative (intellektuell-forschend), Artistic (künstlerisch), Social (sozial), Enterprising (unternehmerisch) und Conventional (ordnend-verwaltend). Nach diesen Orientierungen lassen sich sowohl Personen als auch Umwelten klassifizieren. Holland trifft in seinem Modell eine Reihe von weiteren Annahmen und geht dabei unter anderem davon aus, dass sich Konsistenz und Kohärenz positiv auf das Befinden und den beruflichen Werdegang auswirken. Konsistenz bezeichnet dabei die Stimmigkeit des individuellen Interessenprofils und Kohärenz ist als Ähnlichkeit beruflicher Aspirationen definiert. Da zu den beiden Konzepten bislang kaum Untersuchungen vorliegen (siehe aber beispielsweise Bergmann & Eder, 2006; Bergmann, 2016), diese Annahmen des Modells jedoch im Berufsberatungskontext Anwendung finden, soll mit der vorliegenden Untersuchung ein empirischer Beitrag zur Theorie Hollands geleistet werden.

Die Daten der Untersuchung stammen von einer Stichprobe, bestehend aus 586 österreichischen MaturantInnen, die zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung kurz vor ihrem Schulabschluss standen (und sich für ein Studium an der Universität Linz interessierten) und zum zweiten Untersuchungszeitpunkt (zwei bis vier Jahre danach) ein Studium belegten.

Es wurde untersucht, ob sich Konsistenz und Kohärenz (jeweils kurz vor der Matura erhoben) positiv auf ausgewählte Studienverlaufsvariablen auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass die Konsistenz positiv mit der Kongruenz (Passung) des realisierten Studiums und die Kohärenz positiv mit der Studienzufriedenheit sowie der Kongruenz des realisierten Studiums zusammenhängen. Es konnten keine Zusammenhänge der untersuchten Prädiktoren mit Studienstabilität und Studienerfolg gefunden werden.

Wenngleich die berichteten Zusammenhänge lediglich niedrig bis moderat ausfallen, lassen sich dennoch einige theoriekonforme Konsequenzen ableiten: Sowohl konsistente Interessen, als auch kohärente Berufsaspirationen erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer kongruenten Studienwahl. Darüber hinaus ergibt sich eine höhere Studienzufriedenheit, wenn bereits zum Zeitpunkt der Matura besser zueinander passende berufliche Aspirationen vorhanden sind.

Zusätzlich werden differentielle Ergebnisse in Bezug auf den dominanten Interessentyp und das Geschlecht dargestellt und diskutiert.

Literatur:

Bergmann, C., & Eder, F. (2006). Wann sind Interessen-Profile verlässliche Indikatoren für die Studienfachwahl? In B. Gula, R. Alexandrowicz, S. Strauß, E. Brunner, B. Jenull-Schiefer, & O. Vitouch (Eds.), Perspektiven psychologischer Forschung in Österreich (pp. 399-407). Wien: Lengerich.

Bergmann, J. (2016). Zum Konzept der Konsistenz in der Berufswahltheorie von John L. Holland (Diplomarbeit). Universität Wien, Wien.

Holland, J. L. (1997). Making vocational choices. A theory of vocational personalities and work environments (3rd ed.). Odessa, FL: Psychological Assessment Resources.

Larson, L. M., Rottinghaus, P. J., & Borgen, F. H. (2002). Meta-analyses of Big Six interests and Big Five personality factors. Journal of Vocational Behavior, 61(2), 217-239. 

Nye, C. D., Su, R., Rounds, J., & Drasgow, F. (2012). Vocational Interests and Performance: A Quantitative Summary of Over 60 Years of Research. Perspectives on Psychological Science, 7(4), 384-403.



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