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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Krise und Nachhaltigkeit

Herausforderungen für berufliche Bildung

 

Soziale Transformation und Technikentwicklung sind weder allein durch materielle oder technische Faktoren noch ausschließlich durch soziale oder kulturelle Faktoren bestimmt. Einfache Modelle von pull- oder push-Faktoren unterschätzen die starken Interdependenzen, die sich zwischen Mikro-, Meso- oder Makroebene in unterschiedlicher Gestalt manifestieren. Dies sind auch nicht mehr allein akade­mische Fragen, die in den Science- und Technology-Studies oder politischer Soziologie bearbeitet wer­den. Vielfältige durch den Einsatz digitaler Technologien angestoßene oder getriebene Entwicklungen werfen die Mensch-Maschinen-Interaktionen und die Rolle von Technologie bei der sozialen Entwick­lung neuerlich und drängend auf und haben mittlerweile den Arbeitsalltag und die Lebenswelten von uns allen erreicht. Debatten rund um Transhumanismus oder Digital Humanities lassen sich nicht mehr als esoterisch abtun. Auch an aktuellen, national und international diskutierten Konzepten der Wissen­schaftsorganisation wie etwa „Responsible Research and Innovation“, „Open Innovation“ oder „Citizen Science“ zeigt sich die zunehmende Durchdringung von lange funktional getrennt gedachten Subsys­temen unserer Gesellschaft und einer damit neuen Aufgaben an Forschung und Entwicklung, so auch für die Berufsbildungsforschung.

Dieser Umstand trifft uns zu einer Zeit, in der neben der pandemischen Situation auch mit hoher Dring­lichkeit auf weitere große globale Herausforderungen hingewiesen wird, da unsere gegenwärtige sozi­ale Praxis der Techniknutzung und des Wirtschaftens, unsere Lebensgrundlagen existenziell berührt. Entsprechend gibt es lokale, regionale, nationale und transnationale Bemühungen, Ziele und Hand­lungskoordination für eine nachhaltige Zukunft abzustimmen und einzuleiten. Alle Politikbereiche sind davon betroffen und es gibt vielfältige Anstrengungen, verbesserte und neue Rahmenbedingungen für mehr soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit zu etablieren, so auch in der und auch durch die Berufsbildung.

Langfristige Trends und Entwicklungen sind mit spontan auftretenden Krisen überlagert und diese ver­stärken sich wechselseitig. Die 8. Berufsbildungsforschungskonferenz will entsprechend Beiträge ver­sammeln, die auf unterschiedlichen Ebenen und hinsichtlich vielfältiger damit verbundener Ziele, zei­gen, in welcher Weise und in welchem Grad dieses Geschehen durch berufliches Lernen und berufliche Bildung beeinflusst werden kann und beeinflusst wird. Berufliche Bildung soll so in ihrer Leistungs­fähigkeit als „Change Agent“ im aktuellen, disruptiven Wandel von Arbeitskontexten befragt werden. Ohne abschließend benennen zu können, wie vielfältig die Herausforderungen sind, lassen sich doch demonstrativ Fragestellungen hinsichtlich beruflicher Bildung formulieren, die krisenhafte Entwicklun­gen aufgreifen. Was leistet berufliche Bildung (potenziell) für:

  • inklusive, gerechte und hochwertige Bildung?
  • die Förderung des lebenslangen Lernens?
  • zur Vermeidung oder dem Abbau digitaler Exklusion (digital divide)?
  • Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle?
  • Innovationsförderung für nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften?
  • Re- und Upskilling für klimafreundliche Berufe und Facharbeit?
  • zur Stärkung von Gesundheit, des Gesundheitswesens und der Pflege?
  • für die Entwicklung von beruflichen Identitäten, die Resilienz im sozialen Wandelprozessen unterstützen?

Berufliche Bildung kann, durch ihre hohe Relevanz in unserer Gesellschaft, einen bedeutsamen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderungen und der Adressierung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) leisten. Die der beruflichen Aus- und Weiterbildung immanen­ten Anforderungen für innovative und flexible Bildungsmaßnahmen und -formaten sowie die Vielfalt didaktischer Umsetzungen (instruktiv, simulativ, situativ und arbeitsintegriert) bietet eine breite Palette für soziale Wirksamkeit an und zwar über alle Altersstufen und alle fachlichen Felder hinweg.

Zur Bearbeitung dieser vielfältigen Fragen lädt die BBFK Fachleute aus der Berufsbildungsforschung ebenso wie der Berufsforschung, der berufs- und wirtschaftspädagogischen Forschung, Qualifikations­forschung, der Arbeitsmarktforschung und der Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung sowie aus allen angrenzenden Disziplinen mit Interesse an diesen Themen ein und bietet Raum und Gelegenheit für Diskussion und Austausch in Klagenfurt.