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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Ein österreichisches Berufsbildungsdelphi – Steuerungsmuster und Leistungsstrukturen den Lehrausbildung auf dem Prüfstand

Von:
Mayerl, Martin; Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung, Österreich

Session: 2
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 16:30 - 18:30
Ort: FH Saal C
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Zunehmend geraten die Steuerungs- und Leistungsstrukturen der Berufsbildungssysteme aufgrund vielfältiger gesellschaftlicher Beschleunigungsprozesse unter Legitimierungsdruck. Ungeachtet der veränderten Ansprüche an die Bildungssysteme in einer sich ständig wandelnden Umwelt bleiben die Steuerungs- und Leistungsstrukturen im österreichischen Bildungssystem in ihrer Gesamtkonzeption unangetastet. Besondere Aufmerksamkeit verdient in Österreich die Ausbildungsform Lehre, die von ca. 40% der Jugendlichen eines Jahrganges ausgewählt wird. Die wirtschaftlichen und technologischen Dynamiken sowie der gesellschaftliche Wandel stellen aber Anforderungen an die Ausbildungsbedingungen und -strukturen, die in der gegenwärtigen Ausgestaltung nur mehr bedingt eingelöst werden können. Wenngleich in den letzten Jahren eine Vielzahl von Innovationen erfolgten, nimmt die Lehrausbildung in den bildungspolitischen Debatten nur einen vergleichsweise geringen Stellenwert ein.

In Deutschland (1996/1998) und in der Schweiz (2004) wurden bereits einschlägige Delphi-Erhebungen durchgeführt, um konsolidierte Perspektiven für das Berufsbildungssystem zu entwickeln. Daran anschließend liefert, ergänzend zu aktuelleren Analysen nach dem Governance-Ansatz, das gegenständliche Forschungsprojekt einen Beitrag zur Identifizierung der Innovationsnotwendigkeiten und –potenziale im österreichischen Lehrausbildungssystem.

Vor diesem Hintergrund sollten die dringlichsten Handlungsstränge für ein auf Zukunftsfähigkeit ausgerichtetes (Berufs-)Bildungssystem mit Fokus auf die Lehrausbildung ausgearbeitet werden. Dies erfolgte durch die methodische Einbindung von ExpertInnen aus Wissenschaft, Politik und Praxis aus dem In- und Ausland.
Der Forschungsgegenstand wurde in drei Hauptfragestellungen ausdifferenziert: (1) Welche strukturellen und bildungspolitischen Voraussetzungen benötigt das duale Ausbildungssystem, um mit der Dynamik der gegenwärtigen Erwerbsgesellschaft mithalten zu können? (2) Welche didaktischen und berufspädagogischen Maßnahmen sollen ergriffen werden, um im Zuge der Ausbildung schon Grundlagen für Teilhabe an lebensbegleitenden Lernprozessen zu schaffen? (3) Auf welche Weise sollen Ergebnisse der Lernprozesse bewertet werden, sodass einerseits Anschlussfähigkeit im (Berufs-)Bildungssystems gewährleistet wird und andererseits nachhaltige Qualitätssicherungsmaßnahmen umgesetzt werden können?

Das methodische Kernstück ist eine im Jahr 2011 online durchgeführte Delphi-Befragung, die ein mehrstufiges Verfahren zur kontrollierten und systematischen Erfassung von Gruppenmeinungen darstellt. Die Delphi-Methode wurde zur Verständigung der ExpertInnen über die Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung des zukünftigen (Berufs-)Bildungssystems eingesetzt. Am zweistufigen Erhebungsverfahren haben sich 279 an der ersten Welle und 138 ExpertInnen an der zweiten Welle beteiligt.

Im folgenden Beitrag sollen insbesondere die in der Delphi-Erhebung identifizierten Innovationspotenziale der Steuerungs- und Leistungsstrukturen in der Lehrausbildung aus der Perspektive der Governance-Forschung anhand von exemplarisch ausgewählten Themengebieten diskutiert werden. Dabei zeigt sich, dass die befragten ExpertInnen, die gegenwärtigen dual ausgeformten Steuerungs- und Leistungsstrukturen mit hohem Konsens infrage stellen. Vor allem wird eine stärkere Outputorientierung des Lehrausbildungssystems gefordert, um bisher nicht vorhandenes Steuerungswissen zu induzieren. Die aktuelle Akteurskonstellation im Lehrausbildungssystem stellt für die ExpertInnen ein wesentliches Hindernis für die Innovationsfähigkeit des Lehrausbildungssystems dar.

ausgewählte Referenzen:
BMBF(1998):Delphi-Befragung 1996/1998.Potentiale und Dimensionen der Wissensgesellschaft–Auswirkungen auf Bildungsprozesse und Bildungsstrukturen. München/Basel.
Dornmayr,H./Novak,S.(2011):Lehrlingsausbildung im Überblick 2011.ibw-Forschungsbericht Nr.163.Wien.
Gregoritsch, P., et.al.(2011):Lehrlingsausbildung:Angebot und Nachfrage.Entwicklung und Prognosen 2010-2015.Wien:AMS.
Häder, M.(2009):Delphi-Befragungen.Wiesbaden:VS Verlag.
Prager, J./Wieland, C.(2007):Duales Ausbildungssystem–Quo Vadis? Berufliche Bildung auf neuen Wegen. Bielefeld:Verlag Bertelsmann Stiftung.
Altrichter, H., Brüsemeister, T., & Wissinger, J. (Hrsg.). (2007). Educational Governance - Handlungskoordination und Steuerung im Bildungssystem. Wiesbaden: VS Verlag.
Rauner, F.(2009) (Hrsg):Transnationaler Vergleich ausgewählter Berufsbildungssysteme mit dem Schwerpunkt der Optimierung der Steuerungs- und Unterstützungssysteme (Governance) im deutschen Berufsbildungssystem.Gütersloh:Bertelsmann.

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