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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Weiterbildung in der oberösterreichischen Bauwirtschaft - ein Schlüssel für Gesundheit und Mitarbeiterzufriedenheit

Von:
Rami, Ursula; Johannes Kepler Universität, Österreich
Hunger, Andreas; Johannes Kepler Universität, Österreich
Kremsmair, Erich; Bauconsulting & Wirtschaftstraining, Österreich

Session: Postersession
Zeit: Unbekannt
Ort: MAW - Großer Saal & MAW - Mittlerer Saal
Typ: Poster



Eine zentrale Aufgabe von Bildung ist die Vermittlung von Kompetenzen, die sich an den gegenwärtigen Herausforderungen messen. Technischer Fortschritt und neue wirtschaftliche Gebote (Internationalisierung) verlangen eine permanente Aktualisierung der Lehrinhalte. Sogenannte „überfachliche Schlüsselqualifikationen“ wie z.B. interkulturelle und soziale Kompetenz werden dazu vermehrt im Baubereich von den Arbeitgebern eingefordert. Die institutionalisierte Berufsausbildung nimmt diese Ansprüche mehr oder weniger erfolgreich auf. Daneben haben sich verschiedene Anbieter von zertifizierten Aus- und Weiterbildungen etabliert. Obwohl es im Bereich der Bauwirtschaft gelungen ist durch die „duale“ Berufsausbildung (AMS 2009: 62), das außerinstitutionelle, dezentrale Lernen im Betrieb der Zertifizierung zugänglich zu machen, so reißt dies mit dem Lehrabschluss praktisch völlig ab. Längst bestehen aber Bestrebungen, neue Bewertungsverfahren zu finden, die informelles Lernen in anerkannte Bildungsabschlüsse einfließen lassen. Hier sind wohl auch die traditionellen Bildungsanbieter gefordert (Geldermann 2007, Syben et.al. 2005: 10f).

In einer in Oberösterreich durchgeführten Studie (Rami/Hunger/Kremsmair 2012) wird unter anderem der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert die (zertifizierte) Weiterbildung in der Baubranche für den Erhalt der Arbeitsfähigkeit hat. Dazu wurden in einer qualitativen Studie 15 Inhaber und Geschäftsführer von mittelständischen Baubetrieben befragt. Nachfolgend konnten in einer quantitativen Untersuchung 143 Kursteilnehmer der oö Bauakademie und 169 Beschäftigte von 12 Baubetrieben mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst werden.

Grundsätzlich hat bei den Befragten die Weiterbildung einen hohen Stellenwert. Der Nutzen des Wissens- und Kompetenzgewinns wird von den Beschäftigten vorwiegend dem Unternehmen zugeschrieben. Die persönliche Bedeutung der Weiterbildung nimmt mit zunehmender Branchenzugehörigkeit ab. Dagegen wirkt eine gute Einschätzung der Praxistauglichkeit der Ausbildung und die Anzahl der besuchten Weiterbildungen günstig. Insgesamt kann damit auf ein eher traditionelles Weiterbildungsverständnis in der Bauwirtschaft geschlossen werden.

Über 80 Prozent der Befragten stehen den auf sie zukommenden beruflichen Anforderungen zumindest eher positiv gegenüber. Diese positive Haltung wird vor allem von „Arbeitern“, die ihre „Gesundheit bis zur Pension“ als gut einschätzen, eingenommen. Knapp nicht signifikant wirkt das Alter. Jüngere Menschen scheinen stärker verunsichert zu sein.

Zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit erreicht die „ständige Weiterbildung“ mit über 50 Prozent ähnlich hohe Zustimmungswerte wie Kuraufenthalte und Erholung.

Für fast 90 % der Befragten erhöht eine anspruchsvolle Abschlussprüfung den Wert einer Weiterbildungsmaßnahme.

„Vor- und Nachbesprechungen zur Weiterbildungsmaßnahme“ und „finanzielle Unterstützungen durch den Arbeitgeber“ wirken positiv auf die Zufriedenheit mit dem Weiterbildungsangebot. Von den vier berücksichtigten Lernformen (selbstgesteuertes, informelles, kollaboratives und seminaristisches Lernen) wirkt nur das seminaristische hochsignifikant auf die Zufriedenheit.

Zusammenfassend betrachtet würde ein Zertifizierungsverfahren für informelles Lernen die Bedeutung dieser Weiterbildungsform aus Sicht der Beschäftigten stärken. Allerdings sollte dies nicht auf Kosten des „seminaristischen Lernens“ erfolgen. Der Besuch von externen Kursen und Seminaren hat für die Arbeitnehmer der Baubranche auch eine Ausgleichsfunktion. Sie ermöglichen eine Auszeit vom Betriebsalltag und deren Gewährung wird als Anerkennung bzw. Wertschätzung durch den Arbeitgeber erfahren – mit dem Resultat einer hohen Zufriedenheit mit der betrieblichen Weiterbildung.

Literatur:

Geldermann, Brigitte (2007): Qualifizierungsberatung, Zertifizierung, Angebote für Ältere
Betriebliche Weiterbildung – ein Leben lang. IN: Arbeit und Arbeitsrecht, 2/2007 S. 72 – 77
Rami, Ursula; Hunger, Andreas, Kremsmair, Erich (erscheint 2012): Aus- und Weiterbildung in KMU am Beispiel der oö. Bauwirtschaft. Trauner Verlag, Linz.
AMS (2009): Berufliche Zukunft WEITERBILDUNG. Bau/Holz. Aufstieg- Spezialisierung - Alternativen – Veranstalter. Ausgabe 2010/11. Wien: AMS
Syben, Gerhard; Gross, Edith; Kuhlmeier, Werner; Meyser, Johannes; Uhe, Ernst (2005): Weiterbildung in der Bauwirtschaft. Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung und mit Finanzierung durch den Bundesminister für Bildung und Forschung. Bonn: BIBB (URN: urn:nbn:de:0035-0134-6)

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