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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Die duale Berufsausbildung als „Sicherheitsnetz“? Ein Vergleich der Länder Deutschland, Österreich, Schweiz und Dänemark

Von:
Ebner, Christian; Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Deutschland

Session: 1
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 14:00 - 16:00
Ort: FH Saal A
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Verglichen mit anderen europäischen Ländern absolviert ein erheblicher Anteil junger Menschen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark eine duale Berufsausbildung. Die Wirtschaft überarbeitet regelmäßig die Inhalte von Ausbildungsberufen und ruft neue Ausbildungsberufe ins Leben, wenn dies der Arbeitsmarkt erfordert. Somit ist eine hohe Passung zwischen dualem Ausbildungssystem und Arbeitsmarkt gewährleistet. Auch aus diesem Grund kommen eine große Zahl von international vergleichenden Studien zu dem Ergebnis, dass der Arbeitsmarkteinstieg junger Menschen in Ländern mit dualem Ausbildungssystem relativ reibungslos vonstatten geht (z.B. Allmendinger, 1989; Breen, 2005; Gangl 2001). Bisher nicht im Detail untersucht wurde jedoch, inwiefern sich der Arbeitsmarkteinstieg Jugendlicher _innerhalb_ der Ländergruppe mit dualem Ausbildungssystem unterscheidet. In den Worten von Markus Gangl: „a large part of cross-national variation is still within the country clusters singled out here, so that important cross-national differences in labour market entry patterns exist within…groups of countries” (Gangl, 2001: 490). Diese Forschungslücke wird in der vorliegenden Studie geschlossen. Die zentrale Untersuchungsfrage lautet: „Stellt die duale Berufsausbildung in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark für junge Lehrabsolventen ein „Sicherheitsnetz“ (Shavit & Müller, 2000) gegen Erwerbslosigkeit und unterwertige Beschäftigung dar? Und wie unterscheiden sich die vier Untersuchungsländer mit dualem Ausbildungssystem diesbezüglich?

Die Studie setzt zwei Schwerpunkte. In einem ersten Schritt wird eine genaue Analyse der dualen Ausbildungssysteme in Deutschland, Österreich der Schweiz und Dänemark vorgenommen und die jeweilige Einbettung der dualen Berufsausbildung in den Gesamtbildungskontext dargestellt. Erste Analysen zeigen, dass die duale Berufsausbildung in allen vier Ländern stark etabliert ist. In Österreich erwerben jedoch vergleichsweise viele junge Menschen auch einen vollzeitschulischen Ausbildungsabschluss (Berufsbildende Mittlere Schulen, Berufbildende Höhere Schulen). In der Schweiz haben im Vier-Länder-Vergleich besonders viele Absolventen einen Abschluss im Tertiärbereich B (z.B. Höhere Fachschulen), während in Dänemark der Hochschulsektor einen hohen quantitativen Stellenwert hat. Im zweiten Untersuchungsschwerpunkt werden die Arbeitsmarkterträge von Absolventen einer dualen Berufsausbildung mit Erträgen anderer Bildungsgänge verglichen. Dabei wird erstens analysiert, in welchem Ausmaß Personen mit Lehrabschluss im Vergleich zu Personen ohne beruflichen Abschluss vor Erwerbslosigkeit und unterwertiger Tätigkeit geschützt sind (das duale Ausbildungssystem als „Sicherheitsnetz“). Zweitens wird ebenso analysiert, ob Personen mit dualem Ausbildungsabschluss von den höheren Statuspositionen ferngehalten werden, die möglicherweise von Akademikern und Absolventen vollzeitschulischer Ausbildungsgänge besetzt werden. Die Messung von beruflichem Status geschieht dabei über den ‚International Socio-Economic Index of occupational status’ (ISEI).

Die Untersuchung der dualen Ausbildungssysteme und deren Einbettung in den Bildungskontext wird jeweils mit Hilfe nationaler Primar- und Sekundarquellen vorgenommen. Die statistischen Auswertungen zu den Arbeitsmarkterträgen stützen sich auf nationale Arbeitskräfteerhebungen, genauer den Mikrozensus Deutschland, den Mikrozensus Österreich, die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung sowie den dänischen Labour Force Survey. Bei diesen vier Datensätzen handelt es sich um repräsentative Querschnittsuntersuchungen, die durch eine von der Europäischen Union angeregte Harmonisierung von Fragen hohe Vergleichbarkeit der Variablen zwischen den Ländern aufweisen.

Literatur:

ALLMENDINGER, J. (1989) Educational Systems and Labor Market Outcomes. European Sociological Review, 5, 231-250.

BREEN, R. (2005) Explaining Cross-national Variation in Youth Unemployment Market and Institutional Factors. European Sociological Review, 21, 125-134.

GANGL, M. (2001) European Patterns of Labour Market Entry. A Dichotomy of Occupationalized vs. Non-occupationalized Systems? European Societies, 3, 471-494.

SHAVIT, Y. & MÜLLER, W. (2000) Vocational Secondary Education. Where diversion and where safety net? European Societies, 2, 29-50.

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