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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Metakognitive Lernförderung in überbetrieblichen Kursen der zweijährigen beruflichen Grundbildung

Von:
Niederbacher, Edith; EHB Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung, Schweiz
Scharnhorst, Ursula; EHB Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung, Schweiz
Kipfer, Nadine; EHB Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung, Schweiz

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal C
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Im Schweizer Berufsbildungsgesetz wurden 2004 zweijährige berufliche Grundbildungen eingeführt. Sie folgen dem trialen Prinzip mit drei Lernorten: Berufsfachschule, Lehrbetriebe und überbetriebliche Kurse (üK). Als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis dienen die üK dem Erlernen und Vertiefen von branchenspezifischen Arbeitsvorgängen. Am Beispiel von üK in der zweijährigen Grundbildung für Automobil-Assistent/innen soll im vorliegenden Entwicklungsprojekt durch die Einführung von Elementen der metakognitiven Lernförderung die Lehr-Lern-Kultur positiv verändert werden.
Eine gezielte, explizite Förderung von Lern- und Arbeitsstrategien ist in zweijährigen beruflichen Grundbildungen besonders wichtig, da sich dort vermehrt Jugendliche mit Lernschwierigkeiten finden. Frühere Forschungen an Berufsfachschulen haben gezeigt, dass sie von metakognitiver Lernförderung profitieren (Berger, Kipfer & Büchel, 2008). Der Einsatz von fachspezifischem Wissen und Strategien hängt u.a. von metakognitiven Strategien und Metawissen ab (Büchel & Büchel, 2009). Beobachtungen in üK von Automobil-Assistent/innen zeigten, dass Lernende in der selbstständigen Postenarbeit vielfach Schwierigkeiten haben, ihr Lernen und Arbeiten selbst zu regulieren. Gleichzeitig können die Berufsbildenden sie oft nicht ausreichend animieren, Strategien anzuwenden und ihr metakognitives Wissen zu entwickeln.
So ergaben sich zwei zentrale Ausgangsfragen: Wie können Maßnahmen zur Lernförderung in das berufspraktische Lehr-Lernsetting eingebettet werden? Wie können Berufsbildner/innen entsprechende pädagogisch-didaktische Kompetenzen aufbauen und umsetzen?
Das Projekt umfasst folgende Forschungsphasen:
1) Exploration durch Feldbeobachtungen:
Die Autorinnen erfassten in Feldbeobachtungen, wie in den üK, in denen typischerweise zwischen Instruktionsphasen und praktischen Übungen gewechselt wird, vermittelt und gelernt wird und wo etwaige Schwierigkeiten liegen.
2) Befragung von üK-Berufsbildenden:
Ergänzend wurde eine Online-Befragung mit üK-Berufsbildenden von Automobil-Assistent/innen in der Schweiz durchgeführt. Gefragt wurde u.a. nach der Kursgestaltung und der Einschätzung der Lernstrategien der Lernenden.
Diese ersten Daten wurden deskriptiv ausgewertet und mit den beteiligten Berufsbildnern diskutiert, mit dem Ziel, gemeinsam Bereiche zu identifizieren, in denen Veränderungen sinnvoll erscheinen.
3) Entwicklung berufsbezogener, metakognitiver Lernfördermaßnahmen:
In Zusammenarbeit mit Berufsbildnern aus vier üK-Zentren wurden in Arbeitstreffen (total ca. 50h) berufsbezogene, (meta)kognitive Fördermaßnahmen entwickelt und beschrieben. Sie zielen auf folgenden Veränderungen:
• Lernende aktivieren
• Eigenverantwortung fördern
• Austausch und Reflexion über das Lernen fördern
• Von Instruktion zu Coaching
• Aufgaben authentischer gestalten
• Unterrichtsmaterialien anpassen.
Konkret bedeutet dies: (a) Ergänzen von Arbeitsaufträgen durch Lernaufträge mit dem Ziel, gezielte Selbstbeobachtungen beim Lernen anzuregen, (b) Fördern der aktiven Aufgabenerkundung durch die Lernenden, (c) Anregen von Austausch- und Vermittlungsaufgaben zwischen den Lernenden, (d) regelmäßiges Animieren von Diskussionen (sog. „Lernstopps“) zur Förderung der Reflexion und des Transfers, (e) Aufbauen einer positiv-konstruktiven Feedback- und Fehlerkultur.
4) Umsetzung der Maßnahmen unter natürlichen Kursbedingungen und Analyse:
Derzeit wenden die üK-Berufsbildner die individuell adaptierten Maßnahmen an. In vier Gruppen wurden während je zwei Kurswochen verschiedene Lernstopps mit Video aufgenommen. Die Lernenden wurden mittels Fragebogen (inkl. Vergleichsgruppen ohne Intervention) und individuellen Kurzinterviews zum Lernen im üK befragt. Mit den Berufsbildnern wurden längere, leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Die verschiedenen Daten werden derzeit inhaltsanalytisch mit einem theoriegeleiteten Kategoriensystem ausgewertet. Es wird erwartet, dass der entwickelte Ansatz die Vermittlung bzw. den Erwerb wirksamer Lern- und Arbeitsstrategien unterstützt.

An der Konferenz werden typische Beispiele des entwickelten (meta)kognitiven Förderansatzes für üK vorgestellt. Anhand von Video-Sequenzen wird die Umsetzung illustriert. Die Analysemethoden und -instrumente sowie erste Ergebnisse werden vorgestellt.

Referenzen
Berger, J.-L., Kipfer, N. & Büchel, F. P. (2008). Effects of Metacognitive Intervention in Low-Performing Vocational Students. Journal of Cognitive Education and Psychology [online],3, 337-367.

Büchel, F.P. & Büchel, P. (2009). DELV - Das eigene Lernen Verstehen. Handbuch zum DELV-Programm. Bern: hep.


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