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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Unternehmenskultur als zentrale Dimension der qualitätsvollen Ausgestaltung von Betriebspraktika

Von:
Ammann, Markus; Universität Innsbruck, Österreich

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal A
Typ: Paper



Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, Überlegungen zur Ausgestaltung eines qualitätsvollen Betriebspraktikums zu explorieren. Insbesondere der Stellenwert der Unternehmenskultur als eine mögliche Qualitätsdimension wird dabei ins Zentrum der Betrachtung gerückt. Betriebspraktika zählen zunehmend mehr zu zentralen Elementen in der vollzeitschulischen Berufsausbildung, was sich bspw. in der versuchsweisen curricularen Verankerung dieser im Rahmen des neuen Handelsschullehrplans zeigt. Die didaktische Begleitung von Betriebspraktika im Sinne des Verbindens (Bridgings) der Lernorte Schule und Betrieb wird somit auch zu einem zentralen Thema der Berufsbildungsforschung. Ins Zentrum rückt dabei das individuelle Lernen und die darauf bezogene didaktische Rahmung im Wechsel der unterschiedlichen Lernorte (vgl. dazu bspw. van Buer/Troitschanskaja 2002; van Buer/Troitschanskaja/Höppner 2004; Ostendorf 2007; Heffeter 2008, Kremer/Gockel 2010; Ammann/Waltl 2010; Ammann/Thoma 2011). Insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Prominenz von Betriebspraktika erstaunt es, dass sich nur sehr wenige Arbeiten mit der Frage auseinandersetzen, was ein qualitätsvolles Betriebspraktikum auszeichnet bzw. wie diese didaktisch begleitet werden können. Erste diesbezügliche Arbeiten gehen davon aus, dass Qualität im Betriebspraktikum in drei Dimensionen gefasst werden kann (vgl. Ammann/Thoma 2011): die organisationalen Rahmenbedingungen, das Handlungsfeld und die Unternehmenskultur.

In diesem Beitrag wird auf die Dimension ‚Unternehmenskultur‘ und in diesem Kontext auf das didaktische Potential dieser, für die Begleitung von Betriebspraktika eingegangen. Einbezogen werden dabei Ergebnisse einer im Schuljahr 2008/09 durchgeführte Evaluation von rund 1.400 Praktika und einer im vergangenen Jahr durchgeführten qualitativ angelegten Interviewstudie. Ausgewertet wurden diese im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse (vgl. Mayring 2000) vor dem theoretischen Hintergrund der Tätigkeitstheorie (vgl. bspw. Engeström 2004).

Zunächst werden grundlegende Gedanken zum Ansatz eines Qualitätsmodells für Betriebspraktika entfaltet, um dann näher auf den möglichen Stellenwert der Unternehmenskultur zur Ausgestaltung eines qualitätsvollen Betriebspraktikums einzugehen. Unternehmenskultur wird im vorliegenden Beitrag als Gesamtheit der Werte und Normen in einer Organisation verstanden, die den Akteuren Sinn und Richtlinien für ihr Handeln bietet (vgl. Hinterhuber 1996). Praktikantinnen und Praktikanten können als Unternehmensmitglieder auf Zeit verstanden werden. Somit wird das Praktikum bzw. der Praktikant oder die Praktikantin in seinen/ihren täglichen Aktivitäten und Handlungen auch maßgeblich von der Unternehmenskultur beeinflusst. Gleichzeitig werden sie auch temporär Teil dieser Kultur, was zur Folge hat, dass Unternehmenskultur als dynamisches Konzept verstanden wird. Didaktisch relevant wird Organisationskultur in vielfältiger Hinsicht:

Zum einen stellt sich die Frage, wie PraktikantInnen die Facetten der Organsationskultur überhaupt erfassen können, welche Voraussetzungen und Hilfestellungen sie hierzu benötigen. Vor dem Hintergrund der Activity-Theory (vgl. Engeström 2004) kann das Praktikum als Tätigkeitssystem gedeutet werden, welches von verschiedenen Elementen abhängt, die wiederum von den Akteuren über die Zeit im Rahmen des Ausübens der Tätigkeiten verändert werden. Daraus ergibt sich die Betrachtung der Unternehmenskultur als etwas Vorhandenes, etwas über die Jahre Gewachsenes, welches von verschiedenen zu beeinflussenden, aber auch nicht beeinflussenden Elementen abhängt und somit den Praktikanten bzw. die Praktikantin in Abhängigkeit dieser bringt. Insbesondere diesbezüglich sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie für die Praktikantinnen und Praktikanten als aktiv Partizipierende Unternehmenskultur be- und ergreifbar werden kann.

Zum anderen stellt sich die Frage, ob die Qualität eines Betriebspraktikums nicht auch von einer spezifischen Art der Organisationskultur mitbestimmt wird, welchen Einfluss also organisationskulturelle Normen auf das Gelingen eines Praktikums nach pädagogischen Kategorien hat. Es stellt sich die Frage, inwieweit bei der Vorbereitung in der Schule auf diese Herausforderung eingegangen werden kann, um die Praktikantinnen und Praktikanten dahingehend zu sensibilisieren, um sie auf den Umgang mit einer neuen Kultur im Sinne eines Bridgings vorzubereiten (vgl. dazu bspw. Ostendorf/Ammann 2010) Dies wäre vor allem eine Aufgabe betrieblicher Begleitpersonen oder von Medien, die im Übergangsprozess eingesetzt werden.

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