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Berufsbildung in Zeiten des Mangels

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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Abstract

Einfluss regionaler Arbeitsmarktstrukturen auf das Arbeitslosigkeitsrisiko

Von:
Dünser, Lukas; Institut für Höhere Studien, Österreich

Session: 4
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 14:30 - 16:30
Ort: FH Saal D
Typ: Paper
Downloads: Präsentation als PDF



Forschungsgegenstand
Bei zahlreichen Forschungen im Kontext von Arbeitslosigkeit stehen die individuellen Einflussfaktoren im Zentrum der Betrachtung. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Einfluss demographischer oder biographischer Faktoren (Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Bildung, fachliche Ausbildung, etc.). Die ungleiche Verteilung von Arbeitslosigkeitsrisiken wurde bereits in einigen Studien festgestellt (vgl. u.a. Prokopp/Loumi-Messerer 2009, Wanek-Zajic/Putz 2011, Schneeberger 2005). Da jedoch die Erwerbstätigen dieser Risikogruppen keine unbegrenzte Mobilität aufweisen, erfolgt deren Arbeitsplatzsuche im Fall von Arbeitslosigkeit eher regional und nur in begrenztem Ausmaß am nationalen oder europäischen Arbeitsmarkt. Somit sind die Arbeitssuchenden mit ihren Qualifikationen einem bestimmten regionalen Arbeitsplatzangebot ausgesetzt. Das Arbeitsplatzangebot ist durch die Betriebsstruktur vorgegeben und eine regional unterschiedliche wirtschaftliche Ausrichtung führt zu einer regional unterschiedlichen Arbeitsmarktstruktur. Ökonomische Untersuchungen befassen sich zwar mit der Struktur (wirtschaftssektoral, demographisch, etc.) und anderen Gegebenheiten (Investitionsraten, Lohnniveau) regionaler Arbeitsmärkte und deren Einfluss auf die regionale Arbeitslosenquote, lassen jedoch die individuellen Einflussfaktoren bewusst außer Acht (vgl. Hujer/Schneider 1992, Badinger/Url 2003, Elhorst 2003, Zolnik 2011, Baum/Mitchell 2010).
Somit vernachlässigen viele Studien entweder den Einfluss von regional strukturierten Arbeitsmärkten oder den Einfluss personenbezogener Merkmale auf das Arbeitslosigkeitsrisiko. De facto üben jedoch sowohl die regionalen Gegebenheiten als auch die individuellen Merkmale einen Einfluss aus. So benötigt eine Industrieregion eine andere Erwerbsbevölkerung als eine reine Dienstleistungsregion (hinsichtlich formaler Bildung, Tätigkeit, fachlicher Ausrichtung, etc.). Eben weil Arbeitslose mit bestimmten Qualifikationen mit einem heterogenen Arbeitsmarkt konfrontiert sind, ist davon auszugehen, dass nicht alle ArbeitnehmerInnen einen Arbeitsplatz bzw. alle Unternehmen die benötigten Arbeitskräfte finden – wodurch ein gleichzeitiges Auftreten von struktureller Arbeitslosigkeit und FacharbeiterInnenmangel erklärbar ist.

Forschungsmethode
Im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse des österreichischen Mikrozensus 2008 und regionalen Daten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wurde versucht, beide Einflussebenen statistisch zu berücksichtigen. Die Umsetzung erfolgt mittels einer multivariaten, logistischen Mehrebenenregression. Diese Form der Regression ermöglicht die gleichzeitige Berücksichtigung individueller und regional-struktureller Merkmale hinsichtlich des Einflusses auf das Arbeitslosigkeitsrisiko der Erwerbstätigen. So wurde sowohl der Einfluss der Beschäftigungsstruktur (Anteil der Erwerbstätigen in sechs Wirtschaftssektoren) der 35 österreichischen NUTS3-Regionen als auch die individuellen Merkmale Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund, höchste formale Bildung und (zuletzt) ausgeübte berufliche Tätigkeit berücksichtigt.

Ergebnisse
Durch diese Analysen konnte einerseits die höhere Arbeitslosigkeitsbetroffenheit bestimmter Gruppen (z.B. formal Geringqualifizierte) bestätigt werden. Zusätzlich kann gezeigt werden, dass die wirtschaftliche Ausrichtung einer Region einen signifikanten Einfluss auf das allgemeine Arbeitslosigkeitsrisiko der Erwerbs-tätigen in der Region ausübt und weiters, dass eine bestimmte wirtschaftliche Prägung einer Region einen nachweisbaren Einfluss auf das Arbeitslosigkeitsrisiko bestimmter ArbeitnehmerInnengruppen ausübt. Die vorliegenden Ergebnisse haben somit auch arbeitsmarktpolitische Implikationen, da – abhängig von der Region – unterschiedliche Fördermaßnahmen ergriffen werden sollten, um eine bessere Arbeitsmarktintegration von Risikogruppen zu erreichen. Dabei kann es sich sowohl um Fördermaßnahmen für die ArbeitnehmerInnen als auch um Fördermaßnahmen zur Stärkung bestimmter Wirtschaftssektoren handeln, welche in weiterer Folge die Arbeitsmarktlage der Risikogruppen verbessern.


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