Abstracts 2014
Forum 1.1
Kompetenzstufenmodelle und Überprüfung der Bildungsstandards in Österreich – Was ist die Relevanz für die Berufsbildung?
Von:Bruneforth, Michael; Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE), Österreich
Itzlinger-Bruneforth, Ursula; Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE), Österreich
Freunberger, Roman; Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE), Österreich
Benischek, Isabella; Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens (BIFIE), Österreich
Paper Session: 1
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 14:15 - 16:15
Ort: MAW Großer Saal
Typ: Forum
Mit der Einführung der Bildungsstandards und deren regelmäßiger Überprüfung wird ein bemerkenswerter Reformprozess in Gang gesetzt, der den Fokus auf die Kompetenzen der Schüler/innen richten soll. Bildungsstandards legen jene Kompetenzen fest, die Schüler/innen bis zum Ende der 8. Schulstufe in Deutsch, Mathematik und Englisch erworben haben sollen. Die Standards beschreiben Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen, die für die weitere schulische und berufliche Bildung von zentraler Bedeutung sind. Damit sind die Ergebnisse der Überprüfungen der Standards auch für die Sekundarstufe 2, und hier insbesondere für berufsbildende Schulen, relevant. Sie zeigen, über welche Kompetenzen Schüler/innen am Beginn der Sekundarstufe 2 verfügen und worauf die aufnehmenden Schulen aufbauen können. Während in der Vergangenheit in der bildungspolitischen Diskussion auf von außen durch PISA bzw. PIRLS/TIMSS eingebrachte Standards zurückgegriffen wurde, nach denen bis zu einem Drittel der österreichischen Schüler/innen als kompetenzarm klassifiziert werden, bieten Bildungsstandards nun die Grundlage einer österreichspezifischen Diskussion über die Kompetenzen von Schüler/innen am Beginn der beruflichen Ausbildung.
Das thematische Forum stellt zuerst Kompetenzmodelle der Bildungsstandards vor und diskutiert den Prozess, in dem ein schulischer und gesellschaftlicher Konsens für die Modelle und insbesondere für die einzelnen Kompetenzstufen angestrebt wurde. In der Folge werden Ergebnisse der Bildungsstandards im Zusammenhang mit dem angestrebten weiteren Ausbildungsweg der getesteten Schüler/innen und erste Erfahrungen mit einer informellen Kompetenzmessung für die 9. Schulstufe präsentiert.
Beitrag 1: Die Bildungsstandards der 8. Schulstufe als Orientierung für berufsbildende Schulen
Ursula Itzlinger-Bruneforth (BIFIE)
Den in den Bildungsstandards festgeschriebenen Kompetenzen liegt ein aus dem jeweiligen Lehrplan abgeleitetes fachspezifisches Kompetenzmodell zugrunde, das wesentliche Kernbereiche eines Unterrichtsgegenstands umfasst und die Übersetzung abstrakter Bildungsziele in konkrete Aufgabenstellungen unterstützt. Die von Weinert 2002 formulierte Definition von Kompetenz wurde in die Standardverordnung übernommen und liegt für die einzelnen Fächer den Kompetenz-Strukturmodellen zugrunde. In eben diesen Strukturmodellen wurden Can-Do-Statements und „learning outcomes“ formuliert. Der Vortrag beschreibt sowohl die Kompetenzstrukturmodelle als auch die Prozesse, in denen die Kompetenzstufenbeschreibungen festgelegt wurden, die kriterial die Erreichung der Bildungsziele für Schüler/innen der Sekundarstufe 1 definieren.
Beitrag 2: Kompetenzdiagnostik in Österreich: Der Prozess des Standard-Settings
Roman Freunberger (BIFIE)
Im Rahmen der Kompetenzdiagnostik umschreibt das Standard-Setting einen wichtigen und komplexen Entscheidungsprozess zur kriterialen Rückmeldung von Testergebnissen. Ziel dieses Prozesses ist die Unterteilung einer kontinuierlichen Kompetenzskala in mehrere diskrete und vorab beschriebene Kompetenzstufen, um Personen klar hinsichtlich der Erreichung bzw. Nicht-Erreichung angestrebter Standards klassifizieren und beschreiben zu können. Um eine solche Unterteilung in Kompetenzstufen zu ermöglichen, bedarf es eines methodisch abgesicherten sogenannten Standard-Setting-Prozesses. In diesem Beitrag werden Methoden, die im Rahmen der Überprüfung der Bildungsstandards in Österreich eingesetzt werden, vorgestellt. Beschrieben wird, wie in einem mehrtägigen Standard-Setting-Prozess Grenzwerte der verschiedenen Stufen unter Einbeziehung von Stakeholdern aus Theorie und Praxis ermittelt werden. Die Einbettung von Expertengruppen und Praktikern auch aus berufsbildenden Schulen, erlaubt es einen schulischen und gesellschaftlichen Konsens über die Kompetenzstufen und ihre Abgrenzungen zu finden.
Beitrag 3: Die Ausbildungswünsche von Schüler/innen der 8. Schulstufe im Lichte ihrer Mathematikkompetenzen
Michael Bruneforth (BIFIE)
Die Daten der Überprüfungen der Bildungsstandards erlauben es für Österreich erstmals die Bildungsaspiration von Schüler/innen der 8. Schulstufe im Zusammenhang mit ihren tatsächlichen Kompetenzen zu untersuchen. Diese Untersuchung stellt die Zusammensetzung der zukünftigen Schüler/innen verschiedener Schulformen der Sekundarstufe 2 nach ihren Mathematikfähigkeiten dar. Es wird gezeigt, dass für neu aufgenommene Schüler/innen von Schulen, die nicht zur Matura führen, die Erreichung der Bildungsziele der Sekundarstufe 1 nicht die Norm ist. Die Erreichung bzw. Nicht-Erreichung der Bildungsziele koinzidiert stark mit der Wahl einer maturaführenden Schule, wobei sich nur geringe Unterschiede zwischen den AHS und BHS zu zeigen scheinen.
Beitrag 4: Der Orientierungscheck 9 (OC9) Mathematik als Angebot zur Kompetenzdiagnose an berufsbildenden Schulen
Isabella Benischek (BIFIE)
Mit dem OC9 Mathematik entwickelt das BIFIE auf Basis des Kompetenzmodells Mathematik 8 ein Instrument zur informellen Kompetenzmessung für Lehrende der 9. Schulstufe, d.h. auch in der Berufsbildung. Die Ergebnisse des am Anfang des Schuljahrs selbstadministrierten OC9 bieten eine Orientierung bei der Planung und Gestaltung des Unterrichts.. Der OC9 Mathematik ist aus Testaufgaben zusammengesetzt, die bei der flächendeckenden Überprüfung der Bildungsstandards 2012 am Ende der 8. Schulstufe eingesetzt wurde. Im Herbst 2013 wurde der OC9 Mathematik in 179 Klassen, größtenteils an berufsbildenden Schulen, mit 5035 Schüler/innen pilotiert. In der Präsentation werden erste Ergebnisse und Erfahrungen aus der Pilotierung vorgestellt.
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