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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Forum 3.1

Ausbildungsgarantie/-pflicht im Spannungsfeld zwischen individuellen Bildungschancen und volkswirtschaftlichem Qualifikationsbedarf

Von:
Schmid, Kurt; ibw, Österreich
Löffler, Roland; öibf, Österreich

Paper Session: 3
Zeit: Freitag, 04.07.2014, 10:45 - 12:45
Ort: MAW Großer Saal
Typ: Forum



Mit der österreichischen Ausbildungsgarantie und den begleitenden Maßnahmen zur Umsetzung (überbetriebliche Berufsausbildung, integrative Berufsausbildung, begleitende arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Facharbeiter-Intensivausbildung, Jugendcoaching, Lehrlingscoaching, Facharbeiter-Stipendium, Berufsorientierung u.ä.m.) ist eine bislang in Österreich so nicht realisierte staatliche / öffentliche Verantwortlichkeit im Sinne der Bereitstellung von Angeboten für „alle Jugendlichen“ etabliert worden. Das Kernziel ist laut BMASK (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz) folgend formuliert: „Kein Jugendlicher/keine Jugendliche soll außerhalb des Systems Arbeitsmarkt, Ausbildung, Schule stehen müssen.“

Interessant ist dabei, dass die Etablierung der überbetrieblichen Berufsausbildung (ÜBA) – als Kernelement der Ausbildungsgarantie – wesentlich von Zielvorstellungen und daher auch nach entsprechenden Konzepten der Verbesserung der sozialen Integration, der Reduktion früher SchulabbrecherInnen sowie für Jugendliche mit Einstiegsschwierigkeiten in den Lehrstellenmarkt ausgerichtet und getragen ist. Im Kern kann sie also als ein Instrument zur Verbesserung individueller Bildungschancen / Integration eingestuft werden. Auch die weiteren Elemente der Ausbildungsgarantie wie Produktionsschulen, Facharbeiter-Intensivausbildung, Facharbeiter-Stipendium, diverse sozialökonomische und gemeinnützige Beschäftigungsprojekte (SÖB, GBP) stehen stark in dieser Tradition. Gleichzeitig fällt aber auch die starke Ausrichtung der Maßnahmen als Berufsqualifizierung sowie der Vermittlung arbeitsmarktrelevanter Informationen bzw. Kompetenzen auf.

Neben der BMS, der BHS sowie der Lehre ist die Ausbildungsgarantie in Form der ÜBA eine neue additive vollberuflich qualifizierende Ausbildungsschiene mit starken praxisbezogenen Ausbildungselementen. In der ÜBA erhalten gegenwärtig rund 10.000 TeilnehmerInnen eine vollberufliche Qualifizierung. Sie ist damit umfangmäßig in etwa gleich groß wie die kaufmännischen mittleren Schulen (HAS Handelsschulen). Im Gegensatz zum Vorläufer JASG soll sie jedoch nicht nur den Ein-/Übertritt in die Lehrlingsausbildung erleichtern/unterstützen sondern sie ist auch als vollberuflich qualifizierende Ausbildungsmöglichkeit institutionell dauerhaft etabliert worden. Dies wirft vielfältige Fragen zu den Querbeziehungen / Schnittstellen zu den anderen Berufsausbildungsschienen auf. Wie hat sich die ÜBA im sozialen Feld beruflicher Erstausbildungslandschaft positioniert? Gelingt es ihr das Potential an Jugendlichen besser auszuschöpfen? Stehen die vergleichsweise hohen Kosten für die ÜBA in einem sinnvollen Verhältnis zu den erzielten Erfolgen? Welche mittel- und längerfristigen Trends sind zu erwarten (bspw. als allfällige Konkurrenz zur Lehre)? Welchen Beitrag können die ÜBA und die übrigen genannten Instrumente der Ausbildungsgarantie zur mittelfristigen Deckung des zu erwartenden Qualifikationsbedarfes der Unternehmen und somit zur Vermeidung eines zukünftigen Fachkräftemangels leisten? Welche Rolle können in diesem Zusammenhang flankierende Maßnahmen (wie Jugendcoaching, Lehrlingscoaching, neue Formen des „Case Managements“ im Übergang von Schule in das Erwerbsleben) spielen?

Dieser kurze Aufriss verdeutlicht die inhaltliche Schwerpunktsetzung des Forums. Im Mittelpunkt stehen zwei übergeordnete Themenfelder:

• ÜBA als neues additives Systemelement beruflicher Erstausbildung – Konsequenzen für das Setting des österreichischen Erstausbildungssystems (insb. hinsichtlich der Schnittstellen zu den anderen Ausbildungsschienen) und mögliche Entwicklungstrends

• Ausbildungsgarantie als Instrument öffentlicher Verantwortung durch Bereitstellung individueller Bildungsangebote und damit -chancen für „alle Jugendlichen“

Das Forum widmet sich somit dem Potential als auch den Grenzen des Instruments „Ausbildungsgarantie/-pflicht“. Von Relevanz ist auch, in wie weit die Ausbildungsgarantie ihr Potential erst vor dem Hintergrund eines etablierten beruflichen Qualifizierungssystems entfalten kann – womit ihre ergänzende anstelle substituierende Funktion angesprochen ist. Wesentlich sind auch Fragen zu allfälligen Widersprüchen/Zielkonflikten oder Komplementaritäten bspw. zwischen Reduktion frühen Schulabbruchs und Qualifizierung im Sinne der Reduktion des Fachkräftemangels.

Seit einiger Zeit wird auch über eine Ausbildungspflicht für alle bis zum 18. Lebensjahr diskutiert. So bspw. BM Hundstorfer zu Jahresbeginn 2014: "Alle 15-Jährigen sollen entweder eine weitere Schule besuchen oder eine Lehre bei einem Betrieb oder einer überbetrieblichen Einrichtung absolvieren". Kann dies eine sinnvolle Weiterentwicklung sein?

Das Forum setzt sich das Ziel wesentliche Fragen, Aspekte und Konsequenzen, die in Zusammenhang mit der Ausbildungsgarantie – und der konkreten Umsetzung in Österreich in Form der angesprochenen Maßnahmen – stehen, fundiert zu diskutieren.

Ablauf des Forums:

Inputreferate:

Mag. Kurt Schmid (ibw) sowie Roland Löffler, BA (öibf)

Befunde aus der vorhandenen Forschungsliteratur sowie allfällige Widersprüche werden kurz gerafft dargestellt. Dauer der Referate jeweils rund 10 Minuten.

Moderierte Podiumsdiskussion:

Dr. Mario Steiner (IHS) – früher Schulabbruch / Drop-Out

Mag.a Nadja Bergmann (L&R Social Research)

Dr. Stefan Humpl (3s) – Qualifikations-/Qualifizierungsbedarf

Dipl. Sozialarbeiterin Gerda Challupner (AMS Jugendliche) – institutionelle Perspektive

Die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion sind ausgewiesene ExpertInnen und ForscherInnen in den angeführten Feldern. Sie werden die Ausbildungsgarantie sowie insbesondere die ÜBA pointiert im Sinne von kurzen Statements (jeweils 5-10 Minuten) aus ihrer Sicht bzw. aus Perspektive ihrer Forschungs-/Arbeitsschwerpunkte beleuchten.

Die TeilnehmerInnen an der Podiumsdiskussion wurden schon angefragt und alle haben ihr Interesse bzw. teilweise auch schon Ihre vorläufige Zusage bekundet.

Publikumsdiskussion



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