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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2014

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Paper

Arbeitsbedingungen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol – Risikofaktoren und begleitende Maßnahmen zur Erleichterung der Berufs(wieder)einstiegs und zur Verhinderung vorzeitiger Berufsausstiege

Von:
Löffler, Roland; Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung, Österreich

Paper Session: 1
Zeit: Donnerstag, 03.07.2014, 14:15 - 16:15
Ort: MAW Seminarraum
Typ: Paper
Downloads:Präsentation als PDF



Ausgangslage: Der Pflege- und Gesundheitsbereich ist österreichweit von einer auffallenden Personalbedarfssteigerung gekennzeichnet. Daher gilt es nicht nur, eine ausreichende Zahl von Personen für die berufseinschlägige Ausbildung zu gewinnen, sondern auch, die Phase des Berufseinstiegs bzw. des Wiedereinstiegs sowie den Berufsalltag durch flankierende Maßnahmen derart zu gestalten, dass die mit den Tätigkeitsfeldern verbundenen Belastungsfaktoren den längerfristigen Verbleib im Beruf nicht gefährden.

Forschungsthema: Der Beitrag analysiert auf der Basis empirischer Erhebungen die Arbeitsbedingungen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol, identifiziert die bedeutendsten Belastungen und Risikofaktoren für eine längerfristige Berufstätigkeit und untersucht, welche Maßnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung, der Arbeitsorganisation und der Führung von Pflege- und Gesundheitskräften von Seiten der beschäftigenden Einrichtungen und Betriebe gesetzt werden und zeigt auch allfällige Defizite auf.

Forschungsfragen: Im Rahmen des Beitrag sollen folgende Forschungsfragen bearbeitet werden: Welchen Belastungsfaktoren sind Personen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol ausgesetzt? Unterscheiden sich die Belastungsfaktoren nach Art der Tätigkeit, der Art der Einrichtung und Dauer der Beschäftigung? Welche Maßnahmen werden von Seiten der Beschäftigerbetriebe getroffen, um die Risiken eines vorzeitigen Ausstiegs möglichst gering zu halten bzw. den (Wieder)Einstieg erfolgreich zu gestalten? Welche Maßnahmen werden von den beschäftigten Personen aus hilfreich und unterstützend wahrgenommen und welche (zusätzlichen) Maßnahmen würden sich die Betroffenen wünschen?

Methoden: Ausgehend von einer Literaturanalyse werden quantitative und qualitative Analyseverfahren empirische erhobener Daten angewendet. Dabei handelt es sich um folgende Erhebungen: quantitative Erhebungen zu den AbsolventInnen im Tiroler Gesundheits- und Sozialbetreuungswesen 2001 bis 2010 und zu den Beschäftigten in 62 Betrieben im Gesundheits- und Betreuungsbereich zu den Beschäftigten am Stichtag 31.12.2010, die mit Erwerbsverlaufsdaten der Arbeitsmarktdatenbank des AMS verknüpft wurden, Online-Erhebungen bei Beschäftigten (ca. 850 Respondenten) und Personalverantwortlichen Tiroler Gesundheits- und Sozialbetreuungsbetrieben (ca 50 Personen) sowie Fokusgruppen mit Organisationsverantwortlichen und qualitative Tiefeninterviews mit relevanten Stakeholdern.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Analyse der einzelnen Erhebungen ergab u.a. folgende zentrale Befunde:

Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer unterscheidet sich kaum von anderen Berufsfeldern oder Branchen. Insgesamt zeichnet sich der Gesundheits-, Pflege- und Sozialbetreuungsbereich in Tirol durch eine hohe Identifikation der MitarbeiterInnen mit ihrer Tätigkeit, einer hohen Berufstreue und einer niedrigen Bereitschaft aus, den Arbeitsplatz zu verlassen oder dauerhaft aus dem Bereich auszusteigen. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Belastungsfaktoren, die das Risiko eines temporären oder endgültigen Berufsausstiegs erhöhen.

Auf die physischen Belastungen oder die fachlichen Anforderungen können die Pflege- und Sozialbetreuungskräfte im Rahmen der Ausbildung gut vorbereitet werden. Die Herausforderungen der täglichen Arbeit unter beschränkten zeitlichen und personellen Ressourcen lassen sich hingegen in der Ausbildung nur schwer simulieren. Arbeitstempo, Zeitdruck, Personalsituation und vorgegebener Arbeitsrhythmus sowie das Entlohnungssystem werden von den MitarbeiterInnen als zentrale Belastungsfaktoren gesehen.

Der Umgang mit herausforderndem Verhalten von PatientInnen und mit körperlichen, verbalen und sexuellen Übergriffen von PatientInnen gegenüber dem Pflege- und Betreuungspersonal wird als zunehmend belastend empfunden. Bei der mobilen Hauskrankenpflege besteht die zusätzliche Herausforderung darin, dass die Betreuungsperson mit sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Wohnsituation, Hygiene, aber auch die familiäre Konstellation konfrontiert ist.

Ein zentrales Thema für die Arbeitszufriedenheit ist die Bereitstellung vielfältiger Arbeitszeitregelungen. Zur Belastung werden Arbeitszeitregelungen dann, wenn aufgrund geringer Personalreserven im Falle von Karenzen und Krankenständen die verbleibenden MitarbeiterInnen die Ausfälle durch Überstunden und zusätzliche Dienste auffangen müssen.

Die Befunde der durch den Tiroler Beschäftigungspakt geförderten Studie liegen in Form ausführlicher Berichte und Tabellenbände vor. Dazu zählen u.a.:

Löffler, Roland. Verweildauer in Pflegeberufen in Tirol. Zusammenfassender Endbericht. Wien 2012.

Löffler, Roland/Steininger, Andreas. Arbeitsbedingungen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol. Zusammenfassender Endbericht. Wien 2013.

Löffler, Roland/Reisenzaun, Isabella. Arbeitsbedingungen in Pflege- und Sozialbetreuungsberufen in Tirol. Ergänzender Tabellenband. Wien 2013.



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