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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2016

Paper

Qualitätsmanagement in der beruflichen Bildung in Deutschland - Ein aktueller Überblick

Von:
Wagner, Cornelia; Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
Rückmann, Jana; Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland

Typ: Paper

Seit Mitte der 2000er Jahre wird für die beruflichen Schulen in Deutschland eine stärkere Qualitätsorientierung gefordert. Einige Bundesländer haben zunächst mit der Erprobung, später auch mit der verbindlichen Einführung von Qualitätsmanagementsystemen für den schulischen Teil der beruflichen Bildung reagiert. Auch für den betrieblichen Teil wird eine verstärkte Qualitätssicherung und -entwicklung postuliert, insbesondere vor dem Hintergrund wachsenden Fachkräftebedarfs. Allerdings erfolgt dies weitgehend in der Verantwortung der Unternehmen. Allerdings liegen bislang kaum Erkenntnisse vor, inwieweit die Unternehmen in der Qualitätssicherung von Ausbildung vorgehen (vgl. u. a. Ausbildungsreport des DGB 2015).

Durch die Erweiterung der institutionellen Selbstverantwortung werden den einzelschulischen Führungskräften nicht nur Aufgaben in der Umsetzung von Qualitätsentwicklungsprozessen, sondern auch in der Entwicklung der Qualitätskultur übertragen. Gleichzeitig erfordern diese Aufgaben ein stärker verwaltungsbezogenes Handeln in der Umsetzung neuer Steuerungsinstrumente – wie Schulprogramme, Evaluationen und Qualitätsmanagementsysteme – und der damit verbundenen formalen Vorgaben. Bislang ist kaum untersucht, wie die einzelschulischen Führungskräfte mit diesen, z. T. konfligierenden, Anforderungen umgehen. Zudem verändern sich die Strukturen innerschulischer Zusammenarbeit, da für die Umsetzung von Schulentwicklungsmaßnahmen neue Verantwortlichkeiten und häufig auch innerschulische Steuerungs- und Koordinierungsgruppen geschaffen werden (müssen). Auch hier ist für die Forschung interessant, wie sich solche Veränderungen auf die Arbeit in den Schulen auswirken.

Die Befunde zu den bisherigen Wirkungen der Schulqualitätsbemühungen im deutschen Schulsystem liegen ambivalente, z. T. auch kritische Befunde vor (vgl. z. B. Schlee 2014 – Schulentwicklung gescheitert). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen: Art und Umfang der implementierten qualitätsrelevanten Instrumente ist in den Schulsystemen der deutschen Bundesländer höchst unterschiedlich. Selbst wenn gleiche Instrumente verwendet werden, so ist der Stand der Implementierung von Qualitätsforderungen in den Bundesländern höchst unterschiedlich.

Der folgende Beitrag stellt die Ergebnisse aus einer Analyse der Qualitätsforderungen für berufliche Schulen der deutschen Bundesländer im Überblick vor und stellt diese in einen internationalen Vergleich. Es wird ebenfalls ein vergleichender Blick auf den Bereich der betrieblichen Ausbildung geworfen. Zur vertiefenden Analyse der Prozesse, die bei der Implementierung von Qualitätsinstrumenten an den beruflichen Schulen angestoßen werden, stellt der Beitrag Befunde aus einer Studie vor, die an 13 Berliner beruflichen Schulen durchgeführt wurde. Die Begleitung der Schulen erfolgte in einem Zeitraum von 2007-2015.

Die hier vorliegenden empirischen Befunde zeigen, dass durch die bildungspolitischen Reformbemühungen in verstärktem Maße Maßnahmen zur einzelschulischen Qualitätssicherung und -entwicklung angestoßen wurden. Die einzelschulischen Führungskräfte gehen mit diesen gesetzlichen Qualitätsentwicklungsvorgaben jedoch zuvorderst auf einer formalen Ebene und nehmen eine Zunahme von Führungsaufgaben in der organisatorischen Umsetzung und administrativen Begleitung dieser Maßnahmen wahr. Zudem geben sie an, sich vor dem Hintergrund einer sich verstärkenden Konkurrenz zwischen den beruflichen Schulen insbesondere um die strategische Ausrichtung zur Sicherung des Schulstandorts und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die schulischen und unterrichtlichen Angebote zu bemühen.



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