Abstracts 2016
Paper
Image und Attraktivität der deutschen Berufsbildung für Studierende in Deutschland
Von:Wiesner, Kim-Maureen; Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Deutschland
Typ: Paper
Das deutsche Berufsbildungssystem steht angesichts des demografischen Wandels in Verbindung mit veränderten Bildungsneigungen der deutschen Wirtschaft zunehmend vor der Herausforderung, neue Strategien zur Gewinnung von Fachkräften zu entwickeln. Laut aktuellen Ergebnissen der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführten Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen bis zum Jahr 2030 droht Deutschland insbesondere im mittleren Qualifikationsbereich ein Fachkräftemangel (vgl. MAIER u. a. 2014). Ebenso wie in Österreich ist auch in Deutschland ein Akademisierungstrend zu verzeichnen: Im Jahr 2013 wurden erstmals in der deutschen Geschichte mehr Studienanfänger/-innen als Neuzugänge in der dualen Berufsausbildung verzeichnet (vgl. AGBB 2014).
Eine bildungspolitische Strategie, die deutsche Berufsbildung attraktiver zu gestalten und somit eine gesteigerte Beteiligung an beruflichen Bildungsgängen zu erzielen, stellt die Förderung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung dar (u. a. BIBB 2010). Diesbezüglich wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Programme aufgelegt, die sich zunächst vor allem auf die Ermöglichung des Übergangs von der beruflichen in die hochschulische Bildung fokussierten. Seit 2013 wird mit Hinweis auf die anhaltend hohe Studienabbruchquote in Bachelorstudiengängen von derzeit 28% (vgl. HEUBLEIN u. a. 2012) jedoch auch der Übergang von der hochschulischen in die berufliche Bildung verstärkt in den Blick genommen. Während die Ermittlung der Studienabbruchquoten bereits seit 2002 von dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) vorgenommen wird, werden politisch und wissenschaftlich motivierte Aktivitäten mit dem Ziel, Studienabbrecher/-innen in die berufliche Bildung zu integrieren, erst seit wenigen Jahren und bislang eher unsystematisch verfolgt.
Abgesehen von Erhebungen, die steigende Studienanfängerzahlen auf der einen und rückläufige Zahlen neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung auf der anderen Seite belegen (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2015; BIBB 2015), existieren bisher nahezu keine empirischen Untersuchungen, die umfassend Aufschluss darüber geben, wie attraktiv oder auch unattraktiv die deutsche Berufsbildung für Studierende ist und an welchen Faktoren sich dieses festmachen lässt.
Welche Sicht haben Studierende in Deutschland auf das deutsche Berufsbildungssystem? Wie bewerten sie das Image der beruflichen Bildung und wie attraktiv ist diese für die eigene Bildungsbiografie? Zur Beantwortung dieser Fragen wurden im Rahmen einer quantitativen Studie, die 2015 vom BIBB in Kooperation mit der Universität Maastricht durchgeführt wurde, rund 12.000 an deutschen Hochschulen eingeschriebene Studierende mittels eines Online-Fragebogens befragt. Um das Image sowie die Attraktivität abbildbar zu machen, kamen in dem Fragebogen u. a. die Verfahren des Semantisches Differenzials sowie der Vignette-Analyse zum Einsatz.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die duale Ausbildung in Deutschland ein positives Image unter Studierenden genießt, Angebote der beruflichen Aus- und Fortbildung – selbst im hypothetischen Fall eines Ausstiegs aus dem aktuellen Studium – jedoch weniger attraktiv für die eigene Bildungsbiografie der Studierenden sind. Ebenfalls konnte ermittelt werden, dass Studierende mit beruflicher Vorbildung das Image und die Attraktivität der beruflichen Bildung schlechter bewerten als Studierende ohne berufliche Vorbildung. Kern des Papers soll entsprechend eine Auseinandersetzung mit der Frage sein, welche Faktoren die Image- und Attraktivitätsbewertung der beruflichen Bildung bedingen und ob sich auf Basis der Untersuchungsergebnisse Ableitungen hinsichtlich der Bemühungen, Studienabbrecher/-innen in die berufliche Ausbildung zu integrieren, vornehmen lassen.
Literatur:
AGBB –Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2014. Bielefeld 2014
BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung: Empfehlung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung zur Förderung der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung (Nr. 139) vom 15. Dezember 2010 – URL: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/HA-EmpfehlungzurDurchlaessigkeit.pdf
BIBB – Bundesinstitut für Berufsbildung: Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2015 – Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2015
MAIER, Tobias; ZIKA, Gerd; WOLTER, Marc Ingo; KALINOWSKI, Michael; HELMRICH, Robert: Engpässe im mittleren Qualifikationsbereich trotz erhöhter Zuwanderung. Aktuelle Ergebnisse der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen bis zum Jahr 2030 unter Berücksichtigung von Lohnentwicklungen und beruflicher Flexibilität. BIBB REPORT 23/2014
STATISTISCHES BUNDESAMT: Bildung und Kultur – Studierende an Hochschulen Wintersemester 2014/2015. Wiesbaden 2015
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