Abstracts 2016
Paper
Ausbildungserfolg und Erwerbskarrieren der LehrabgängerInnen 2008-2013 in Österreich
Von:Dornmayr, Helmut; Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw), Österreich
Typ: Paper
Sowohl im nationalen als auch internationalen Kontext beruhen Studien zur Berufseinmündung von LehrabsolventInnen (auch als „zweite Schwelle“ bezeichnet) in erster Linie auf (Stichproben-)Befragungen (vgl. Hirschbichler & Knittler 2010, Dornmayr & Schönherr 2012). Ein diesbezüglich herausragendes Forschungsprojekt ist TREE (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben), eine Längsschnittuntersuchung in der Schweiz (vgl. Scharenberg et al. 2014). Auch außerhalb des deutschen Sprachraums basieren Analysen zu Karrierepfaden von LehrabsolventInnen überwiegend auf Befragungen (vgl. Skills Development Scotland 2013, BC Student Outcomes 2013 in British Columbia). So sehr mittels (Stichproben-)Befragungen qualitativ differenzierte spezifische Forschungsansätze durchgeführt werden können und so wichtig die Beantwortung subjektiver Fragestellungen ist, so wenig können (Stichproben-) Befragungen hinsichtlich Validität, Reliabilität, Objektivität und Repräsentativität sowie quantitativer Differenzierbarkeit Vollerhebungen anhand „amtlicher“ Statistiken ersetzen.
Eine Ausnahme im internationalen Kontext der Befragungen von LehrabsolventInnen bildet die Untersuchung von Ralf Dorau (2010), welche Berufseinstiegsverläufe von dual Ausgebildeten in Deutschland anhand von Sozialversicherungsdaten u.a. der IAB-Beschäftigtenstichprobe skizziert, bei der es sich - ebenso wie bei der mittlerweile am IAB verwendeten (und erweiterten) Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) - um eine 2%-Stichprobe handelt.
Insofern ragt die österreichische Forschungslandschaft heraus, in welcher zunehmend der Einsatz von Vollerhebungen auf Basis (selbstverständlich anonymisierter) „amtlicher“ Daten zur Anwendung kommt. Dies ist in direktem Zusammenhang mit der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit dieser Daten für externe Forschungseinrichtungen in Österreich zu sehen. Eine herausragende Bedeutung und auch internationale Vorreiterrolle kommt hierbei der Arbeitsmarktdatenbank von AMS und BMASK zu (vgl. AMS/BMASK 2015), in welcher Daten der Sozialversicherung(en) mit Daten des AMS verknüpft werden.
Aus dieser Möglichkeit bzw. auch aus der davor bereits verschiedentlich erfolgten Verwendung von Sozialversicherungsdaten u.a. resultieren bereits eine Reihe von interessanten Forschungsansätzen zur Berufseinmündung von LehrabsolventInnen in Österreich (vgl. Alteneder et al. 2006, Biffl, Bock-Schappelwein & Huemer 2008, Frick et al. 2015). Noch einen deutlichen Schritt weiter ging das Projekt BibEr (Bildungsbezogenes Erwerbskarrierenmonitoring), in welchem zusätzlich zu den Daten der Arbeits-marktdatenbank auch Daten aus der Schulstatistik integriert wurden (vgl. Wanek-Zajic & Klapfer et al. 2015).
Ein „Handikap“ dieser Studien zur Berufseinmündung von LehrabsolventInnen war bislang, dass aus den Daten der Sozialversicherung(en) kaum Informationen über die Lehrlingsausbildung selbst entnommen werden können, z.B. dass nicht einmal Aussagen über einen erfolgreichen Lehrabschluss bzw. auch eine abgelegte Lehrabschlussprüfung getätigt werden können.
Da seit kurzem personenbezogene Auswertungen der Lehrabschlussprüfungsstatistik seitens der (für die Erstellung der Lehrlingsstatistik verantwortlichen) Wirtschaftskammer Österreich vorliegen (vgl. Dornmayr & Nowak 2015), war daher der Versuch naheliegend, die Daten aus der Lehrlings- und Lehrabschlussprüfungsstatistik (selbstverständlich in anonymisierter Form) mit den Daten aus der Arbeitsmarktdatenbank zu verknüpfen. Als Ergebnis liegen nun erstmals umfangreiche und äußerst detaillierte sowie (nicht nur für Österreich) völlig neuartige Daten zu Ausbildungserfolg und Arbeitsmarktintegration der LehrabgängerInnen 2008-2013 (N=258.244, davon N=216.407 LehrabsolventInnen und N=41.837 LehrabbrecherInnen) vor.
Dabei zeigen sich neben vielen anderen bisher unbekannten Ergebnissen (z.B. zur Arbeitsmarktintegration differenziert nach Lehrberufsgruppen oder nach LehrabsolventInnen/LehrabbrecherInnen bzw. im zeitlichen Verlauf bis 5 Jahre nach Lehrabschluss/-abgang) auch völlig neue Erkenntnisse zum Lehrabbruch in Österreich – etwa betreffend die geschlechtsspezifische Segregation (in Form einer deutlich höheren Abbruchquote des im jeweiligen Beruf unterrepräsentierten Geschlechts) oder die extrem starke Abhängigkeit des Anteils der Drop-Outs vom Alter bei Lehrzeitbeginn. Auch der Zusammenhang von Ausbildungserfolg (inkl. dem Erfolg bei der Lehrabschlussprüfung) und Arbeitsmarktintegration bildet einen wichtigen Aspekt.
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