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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
neu denken
9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2018

Paper

Stärken und Schwächen nationaler Förderung von Berufsbildungsforschung in der Schweiz

Von:
Fischer, Silke; Pädagogische Hochschule Zürich, Schweiz
Gonon, Philipp; Universität Zürich




Abstrakt

Mit dem Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes hat sich der Schweizer Bund das Ziel gesetzt eine dauerhafte Berufsbildungsforschung auf international anerkanntem Niveau zu etablieren. Seit 2004 hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) die Berufsbildungsforschung mit mehr als 28 Millionen Schweizer Franken gefördert. Die Ergebnisse dieses Papers zeigen, dass die Berufsbildungsforschung hierdurch zwar einen erheblichen Aufschwung hat, es jedoch bisher nicht gelungen ist die Leading Houses an den Universitäten zu verankern.

1. Einleitung

Im Jahr 2000 wurde der Schweizer Berufsbildungsforschung in akademischen wie auch politischen Kreisen gleichermaßen eine „schwache Identität“ als eigenständige Forschungsdisziplin an Universitäten bescheinigt (Botschaft zu einem neunen Bundesgesetz über die Berufsbildung, 2000, S. 5733). Von Seiten der Schweizer Politik wurde dieser geringe Stellenwert vor allem damit begründet, dass eine nationale Forschungskoordination fehle sowie das eine kritische Masse an Berufsbildungsforschenden nicht vorhanden sei (Botschaft zu einem neunen Bundesgesetz über die Berufsbildung, 2000).

Aufgrund dessen hat sich der Bund dazu verpflichtet die Berufsbildungsforschung im Rahmen von Leading Houses und Einzelprojekten speziell zu fördern. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Stärken und Schwächen der nationalen Schweizer Förderstrategie. Die diesem Paper zu Grunde liegenden Daten wurden im Rahmen einer summativen Evaluation mit formativen Aspekten unter der Zielsetzung erhoben, herauszufinden, inwiefern die vom SBFI gesetzten Ziele durch die entsprechende Forschungsförderung bisher erreicht wurden.

2. Methodik

Die dargestellte Teiluntersuchung wurde im Sommer 2014 durchgeführt. Als Evaluationsdesign wurde eine Methodentriangulation bestehend aus qualitativen Experteninterviews sowie einer Dokumentenanalyse ausgewählt.

Hierbei gliederte sich die durchgeführte Evaluation in zwei Teile:

1. Befragung externer Personen und Peers: Um möglichst verschiedene Perspektiven in Bezug auf die Wirkung der Berufsbildungsforschungsförderung, zu bekommen, wurden sechs nationale und internationale Peers (Professoren) interviewt, drei Mitglieder von Universitätsleitungen sowie drei Mitglieder von forschungsfördernden Stiftungen.

2. Befragung internationale Experten und Ländervergleich: Zusätzlich wurden Optimierungspotentiale für die Förderstrategie offengelegt. Hierfür wurden zwölf europäische Berufsbildungsexperten interviewt sowie anhand einer Dokumentenanalyse die Berufsbildungsforschungsförderung in den Ländern Deutschland, Österreich, Niederlande und Dänemark analysiert.

Die Auswertung der Interviews erfolgte in maxqda anhand der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring & Frenzl, 2014).

3. Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass die Berufsbildungsforschung aufgrund der nationalen Forschungsförderungsstrategie des SBFI einen deutlichen Aufschwung erfahren hat. Die Qualität des Forschungsoutputs wurde als hoch bewertet. Es ist jedoch mit der Forschungsförderung des SBFI bisher nicht gelungen, eine kritische Masse an Berufsbildungsforschenden in der Schweiz dauerhaft zu etablieren.

Die geförderten Themenschwerpunkte wurden allgemein als richtig erachtet. Kritisiert wurde hingegen u.a. die starke Zentrierung auf die Themenbereiche Ökonomie und Pädagogik. Aus der Perspektive von Praktikern ergibt sich darüber hinaus eine Diskrepanz zwischen grundsätzlichen Erkenntnissen im Bereich Berufsbildung und ihren eigentlichen Interessen. Zudem finden die Ergebnisse kaum Anwendung in der Berufsbildungspraxis durch Schulen, Unternehmen und Politik.

Insgesamt wird die Berufsbildungsforschung nur bedingt als attraktives Forschungsgebiet wahrgenommen. Zwar beschäftigen sich heute vergleichsweise viele Forschende mit Berufsbildungsforschung, allerdings ist es bisher nicht gelungen, weitere universitäre Lehrstühle in der Schweiz zu etablieren. Darüber hinaus verlassen viele Nachwuchsforschende das Gebiet der Berufsbildungsforschung nach Auslauf ihrer Forschungsförderung. Hieraus ergibt sich auch ein weiteres Problem der Leading Houses – limitierte Karriereaussichten für Nachwuchsforschende.

4. Literatur

Botschaft zu einem neuen Bundesgesetz über die Berufsbildung

(Berufsbildungsgesetz, BBG) vom 6. September 2000. Gefunden unter, http://www.admin.ch/ch/d/ff/2000/5686.pdf, 15. Februar 2016.

EVD & BBT (2001). Berufsbildungsforschung Schweiz. Das BBT-Förderprogramm.

Bern: BBT.

Mayring, P., & Fenzl, T. (2014). Qualitative Inhaltsanalyse. In N. Baur &

J. Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung,

534-547. Wiesbaden: Springer VS Verlag.

Staatssekretariat für Forschung, Bildung und Innovation (2013). Evaluation

Berufsbildungsforschung SBFI. Pflichtenheft. Bern: SBFI.

Staatssekretariat für Forschung, Bildung und Innovation (2016). Politikbereich

Berufsbildung. Forschungskonzept 2017-2020. Bern: SBFI.



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