Abstracts 2012
Abstract
Desintegrationsrisiken für Jugendliche: Dauerhafte oder vorübergehende Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt für unterschiedliche Risikogruppen
Von:Tamesberger, Dennis; AK OÖ, Österreich und JKU, Österreich
Session: 2
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 16:30 - 18:30
Ort: FH Saal A
Typ: Paper
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Desintegrationsrisiken für Jugendliche: Dauerhafte oder vorübergehende Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt für unterschiedliche Indikatoren der sozialen Exklusion
Paper von: Tamesberger, Dennis (AK OÖ), Bacher, Johann (JKU):
Problemlage
Jugendliche mit unzureichender Berufsausbildung bzw. Kompetenzen sind mit einer äußerst schwierigen Situation am Arbeitsmarkt konfrontiert, die Gefahr des sozialen Ausschlusses bzw. sozialer Unsicherheit und Verarmung ist stark erhöht (vgl. Klingelmair/Bödenhofer 2009, S. 147; Lassnigg 2010, S. 3). Die betroffenen Jugendlichen sind jedoch eine sehr heterogene Gruppe. Um zielführend politische Antworten auf diese Herausforderungen zu entwickeln, gilt es diese Gruppen sozialstatistisch genau zu analysieren.
Indikatoren für Desintegration von Jugendlichen
Untersucht werden drei international und national eingesetzte Indikatoren der Integration von Jugendlichen im Bildungs- und Beschäftigungssystem. Als nicht oder nur mangelnd integriert betrachtet werden:
Jugendliche weder in (Aus-)Bildung, Beschäftigung noch in einer (Weiter-)Bildungsmaßnahme (NEET-Jugendliche)
Frühe SchulabgängerInnen (Early-School-Leavers)
Jugendliche und junge Erwachsene mit geringer Bildung
Während zur Gruppe der Frühen SchulabgängerInnen quantitative (z.B. Steiner, 2009) und auch qualitative Studien (Nairz-Wirth & Mesching, 2010) vorliegen, ist das Wissen über die beiden anderen Gruppen gering. Zahlen zu den Jugendlichen mit geringer Bildung werden von der Statistik Austria (2010) jährlich berichtet, allerdings ohne sozio-demographische Beschreibung. Schätzungen zur Gruppe der Jugendlichen weder in (Aus-)Bildung, Beschäftigung noch Training hat Bacher (2011) vorgelegt. Ansätze sozialstruktureller Beschreibungen für alle drei Indikatoren wurden von Bacher/Tamesberger (2011) durchgeführt. Eine nähere Beschreibung der Desintegration in Bezug auf die Arbeitsmarktsituation bzw. auf die Dauer der Desintegration ist ausständig. So z.B. es ist es vorstellbar, dass Early-School-Leavers und NEET-Jugendliche zwischen Phasen der Erwerbstätigkeit und der Arbeitslosigkeit pendeln oder dauerhaft nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen.
Diese Wissenslücken schließt dieser Beitrag. Er untersucht die Ausgrenzung in ihrer Dynamik und beantwortet folgende Forschungsfragen:
Sind die Jugendlichen je nach Indikator dauerhaft oder vorübergehend vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt?
Was sind Ursachen und Gründe hierfür?
Welche notwendigen Maßnahmen und Interventionen lassen sich aus den Ergebnissen ableiten?
Methodisches Vorgehen
In dieser Arbeit wird anhand einer Analyse des österreichischen Mikrozensus der Jahre 2008 bis 2010, das Ausmaß und Problemlagen von Jugendlichen mit Desintegrationsrisiken beschrieben. Beim Mikrozensus verbleibt eine Person fünfmal in der Erhebung. Daher ist es möglich einen Paneldatensatz zu generieren und das Ausgrenzungsrisiko vom Arbeitsmarkt für zumindest fünf Quartale zu erfassen.
Vorläufige Ergebnisse
Der Indikator weder in (Aus-)Bildung, Beschäftigung noch in einer (Weiter-)Bildungsmaßnahme misst theoretisch das stärkste Ausmaß an Desintegration. In Österreich sind dies im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2010 8,2 % bzw. rund 75000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahre. Die Analyse verweist auf eine überdurchschnittliche Betroffenheit von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei allen drei Indikatoren.
Ausgewählte Referenzen:
Bacher, J. (2011): Beschäftigung und Bildung von Jugendlichen. In: Kontraste. Presse- und Informationsdienst für Sozialpolitik, 06/2011, S. 7–12.
Bacher, J./ Tamesberger, D. (2011): Junge Menschen ohne (Berufs-)Ausbildung. Ausmaß und Problemskizze anhand unterschiedlicher Sozialindikatoren. In: WISO, 2011 (4), 95 – 2011.
Castel, R. (2009): Negative Diskriminierung. Jugendrevolten in den Pariser Banlieues. Hamburg: Hamburger Edition.
Klingelmair, R. /Bödenhofer, H.J. (2009): Benachteiligte Jugendliche ein Überblick über Probleme und Lösungsansätze im internationalen Vergleich. In: Lassnigg, L. et al. (Hrsg.): Öffnung von Arbeitsmärkten und Bildungssystemen. Beiträge zur Berufsbildungsforschung. Band 6, Innsbruck: StudienVerlag, S. 147-161.
Lassnigg, L. (2010): Materialien zum Arbeitsmarkt für Jugendliche in Österreich. Verfügbar unter http://www.equi.at/dateien/materialbd-jugend-am.pdf, 20.10.2010.
Nairz-Wirth, E. /Mesching, A. (2010): Early School Leaving: theoretische und empirische Annäherung. SWS-Rundschau, 50 (4), 382-398.
Statistik Austria (Hg.) (2010): Bildungsstand der Jugendlichen. Verfügbar unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/formales_bildungswesen/bildungsstand_der_jugendlichen/index.html, 27.4.2011
Steiner, M. (2009): Early School Leaving und Schulversagen im österreichischen Bildungssystem, in: Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, Band 2: Fokussierte Analysen bildungspolitischer Schwerpunktthemen, Leykam, Graz, S.141-159.
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