Abstracts 2012
Abstract
Strategien zur Verbesserung der betrieblichen Weiterbildungsbeteiligung von un- und angelernten Beschäftigten
Von:Beckmann, Nils; IWAK, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland
Session: 3
Zeit: Freitag, 06.7.2012, 09:00 - 11:00
Ort: FH Saal A
Typ: Paper
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Un- und angelernte Beschäftigte sind in der Weiterbildung deutlich unterrepräsentiert. Eine Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main zeigt, dass in Hessen nur etwa jede/r zehnte Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung in betriebliche Weiterbildungsaktivitäten einbezogen wird (vgl. Baden/Beckmann/Schmid 2010, S. 90). Somit verschlechtert sich die ohnehin ungünstige Arbeitsmarktsituation von Geringqualifizierten weiter. Doch welche konkreten Schritte sind nötig, um die Beteiligung von un- und angelernten Beschäftigten zu forcieren? Um die Beteiligung geringqualifizierter Beschäftigter an betrieblichen Weiterbildungsaktivitäten zu erhöhen, existieren seit einigen Jahren diverse Förderinstrumente, die die direkten Weiterbildungskosten in Form von Seminargebühren für diese Zielgruppe bezuschussen oder sogar komplett subventionieren. Wie Analysen zur Nutzerstruktur dieser Förderinstrumente zeigen, werden insbesondere geringqualifizierte Beschäftigte - im Gegensatz zu anderen arbeitsmarktpolitischen Zielgruppen wie etwa ältere Arbeitnehmer/innen - mit dieser Art von Unterstützung alleine nur unzureichend erreicht (vgl. hierzu bspw. Baden/Heid/Schmid 2011, S. 35).
Im Rahmen eines durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung sowie dem Europäischen Sozialfonds geförderten Projektes wurden durch das IWAK an der Goethe-Universität Frankfurt am Main die Hemmnisse für ein größeres Weiterbildungsengagement dieser Zielgruppe untersucht und Handlungsansätze zur Forcierung der Weiterbildungsbeteiligung un- und angelernter Beschäftigter ermittelt.
Wie eine Vorstudie aufzeigte, sind Mitglieder dieser Beschäftigtengruppe häufig der Ansicht, es liege in der Verantwortung des Arbeitgebers, sich um die Qualifizierung der Beschäftigten zu kümmern (vgl. Baden/Beckmann/Schmid 2010, S. 132). Misst der oder die Beschäftigte der Weiterbildung keinen Wert an sich bei, muss die Teilnahme an einer Weiterbildungsmaßnahme mit einem direkten Nutzen verbunden sein. Einen solchen lassen Weiterbildungsmaßnahmen für gering qualifizierte Beschäftigte jedoch häufig nicht erkennen (vgl. Ambos 2005, S. 14). Um für eine Teilnahme an beruflich relevanten Weiterbildungsmaßnahmen motiviert werden zu können, muss deshalb ein direkter Bezug zur täglich erlebten Arbeitswelt hergestellt werden. Dies gilt umso mehr, als gerade geringqualifizierte Beschäftigte häufig strikt zwischen Arbeits- und Privatsphäre trennen und so außerhalb des betrieblichen Kontextes schwer für berufliche Themen zu erreichen sind. Da in Deutschland, im Gegensatz zu Österreich, keine flächendeckende, obligatorische Arbeitnehmervertretung existiert, müssen für eine entsprechende Ansprache der geringqualifizierten Beschäftigten die betrieblichen Verantwortlichen selbst gewonnen werden.
Stellen Betriebe also nun denjenigen Akteur dar, durch den eine höhere Beteiligung geringqualifizierter Beschäftigter am besten forciert werden kann, so sind allerdings - ebenso wie auf Seiten der Beschäftigten - auch hier hemmende Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, die zunächst abgebaut oder überwunden werden müssen, damit ein finanzieller Anreiz zur Qualifizierung von geringqualifizierten Beschäftigten in Anspruch genommen wird. Ohne die Berücksichtigung dieser branchenspezifischen Rahmenbedingungen und Hemmnisse können die betrieblichen Verantwortlichen nur sehr schwer davon überzeugt werden, in die Qualifizierung ihrer un- und angelernten Beschäftigten zu investieren. Dabei fallen diese Hemmnisse je nach Branche sehr unterschiedlich aus.
Durch die Vernetzung aller relevanter regionaler und überregionaler Weiterbildungsakteure konnten diese Branchenspezifika für die relevanten Beschäftigungsfelder für un- und angelernte Beschäftigte identifiziert und dokumentiert werden. Ein erstelltes branchenspezifisches Weiterbildungshandbuch zeigt den Praxisakteuren vor Ort nun eine Reihe von Ansatzpunkten auf, wie Betrieben derjenigen Branchen, die ein große Zahl von geringqualifizierten Beschäftigten aufweisen, eine Qualifizierung ihrer Un- und Angelernten besser vermittelt und kommuniziert werden kann, indem die angesprochenen hemmenden Rahmenbedingungen von Anfang an Berücksichtigung finden. Gleichzeitig konnten im Rahmen dieses Projektes erste Weiterbildungsangebote initiiert und erfolgreich am Markt etabliert werden, die sowohl die beschäftigten- wie auch betriebsseitigen Spezifika berücksichtigen und deren Teilnehmer/innen sich überwiegend aus geringqualifizierten Beschäftigten zusammensetzt. Künftig wird es darum gehen, die ermittelten Handlungsansätze weiter in die betriebliche Praxis zu implementieren und deren Relevanz für eine größere Weiterbildungsbeteiligung geringqualifizierter Beschäftigter zu eruieren.
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