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BBFK 2024

Berufsbildung in Zeiten des Mangels

Handlungserfordernisse
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9. österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz am 3.-5.07.2024 in Innsbruck

Abstracts 2012

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Forum 2.3

Berufsbildung im Umfeld europäischer Initiativen: eine Diskussion verschiedener europäischer Instrumente an Beispielen aus dem Transport- und Logistiksektor

Von:
Ball, Claudia; DEKRA Akademie GmbH, Deutschland

Session: 2
Zeit: Donnerstag, 05.07.2012, 16:30 - 18:30
Ort: MAW - Seminarraum
Typ: Forum
Downloads: Präsentation als PDF (1), Präsentation als PDF (2), Präsentation als PDF (3)



Europäische Initiativen und Maßnahmen nehmen immer stärkeren Einfluss auf die Berufsbildungspraxis in den einzelnen europäischen Staaten. Diese Initiativen gehen hierbei nicht nur von der EU-Berufsbildungspolitik aus, die u.a. den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) und das Europäische Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET) initiiert hat, sondern auch andere Politikbereich nehmen Einfluss. Hierzu zählen die Politikbereiche Binnenmarkt und Dienstleistung oder auch Transport und Verkehr, um nur zwei Beispiele für Politikbereiche zu nennen, die mit eigenen Initiativen Berufsbildung in Europa beeinflussen. Hieran werden erneut der interdisziplinäre Charakter der Berufsbildung und damit ihre enge Verknüpfung mit z.B. Arbeitsmarktaspekten auf europäischer Ebene deutlich.
Der Transport- und Logistiksektor ist nur ein Beispiel für zahlreiche Sektoren, deren ArbeitnehmerInnen bereits in einem grenzüberschreitenden Umfeld Arbeit verrichten. So gehört grenzüberschreitender Güterverkehr, der ArbeitnehmerInnen in angrenzende Länder und durch ganz Europa führt, zur täglichen Realität von BerufskraftfahrerInnen – und auch in Berufen, die in der Logistikkette dem des Berufskraftfahrers bzw. der Berufskraftfahrerin vor- und nachgelagert sind, ist die Tätigkeit nicht mehr auf den eigenen nationalen Kontext beschränkt, sondern findet immer stärker in einem europäischen Kontext statt. Gleichermaßen unterliegt dieser Sektor bereits zahlreichen europäischen Vorgaben, die den grenzüberschreitenden Verkehr von EU-Ebene aus regulieren und von denen auch ArbeitnehmerInnen in diesem Sektor betroffen sind. Dies sind wohl auch Gründe dafür, dass gerade der Transport- und Logistiksektor in zahlreichen europäischen Projekten und im Hinblick auf die Anwendung europäischer (Transparenz-)Instrumente verstärkt untersucht und beforscht wird. Dabei handelt es sich nicht nur um Instrumente der Berufsbildungspolitik wie EQR oder ECVET, sondern auch um darüber hinaus gehende Instrumente, die auf Berufsbildung in diesem Sektor Einfluss nehmen.
Ausgehend von diesen Überlegungen werden im Rahmen des Forums drei Fälle aus dem Transport- und Logistiksektor vorgestellt, die den europäischen Einfluss auf Berufsbildung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und auf unterschiedlichen Ebenen beleuchten. Hierbei handelt es sich um folgende Beiträge:

*„2003/59/EG – einheitliche Aus- und Weiterbildung für BerufskraftfahrerInnen in Europa: Auswirkungen von Vereinheitlichung in der Berufsbildung“*, Tanja Bacher und Sigrid Nindl, 3s research laboratory (Österreich): Dieser Beitrag diskutiert die Einführung eines europaweit einheitlichen Berufsbildungsprogramms am Beispiel der Erfahrungen, die bisher mit der Richtlinie 2003/59/EG zur Aus- und Weiterbildung von BerufskraftfahrerInnen in Europa gemacht wurden. Die Richtlinie wurde von der damaligen Generaldirektion Transport und Energie der Europäischen Kommission eingeführt, mit dem Ziel, dadurch die Straßenverkehrssicherheit in Europa zu verbessern und dazu beizutragen, den Mangel an qualifizierten FahrerInnen in Europa zu verringern. Sie beschreibt eine Mindestanforderung an die Aus- und Weiterbildung von BerufskraftfahrerInnen in Europa in inputorientierter Form. Der Beitrag skizziert anhand dieses besonderen Falles, wie in unterschiedlichen europäischen Ländern ein solcher einheitlicher europäischer Standard umgesetzt wird und welche Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Gefahren sich bei der Umsetzung im nationalen Rahmen daraus ergeben. Aufbauend auf den Analyseergebnissen werden ein lernergebnisorientierter Ansatz und die Nutzung anderer europäischer Instrumente (EQR; NQR und SQR) diskutiert, um die Vergleichbarkeit der BerufskraftfahrerInnenqualifikation in Europa zu verbessern und transparent zu gestalten und gleichzeitig den Anforderungen der Richtlinie gerecht zu werden. Darüber hinaus wird erörtert, welche Schlussfolgerungen hieraus für ggf. zukünftige Fälle dieser Art abgeleitet werden können.

*„Der Europäische Qualifikationsrahmen als Instrument gegen den Fachkräftemangel, erörtert am Beispiel des Berufskraftfahrers bzw. der Berufskraftfahrerin“*, Claudia Ball, DEKRA Akademie GmbH (Deutschland): Während der vergangenen Jahrzehnte haben sich Qualifikationsanforderungen an BerufskraftfahrerInnen fundamental verändert und erhöht. Dies lässt sich u.a. durch Umstellungen in der Arbeitsorganisation, neue technische Standards, sich verändernde rechtliche Regelungen und die Internationalisierung des Transportmarktes erklären, um nur einige Gründe zu nennen. Diese Entwicklungen stehen jedoch im Gegensatz zu einem eher geringen Qualifikationsniveau von BerufskraftfahrerInnen, das diesen Beruf in fast allen Ländern Europas charakterisiert und zusammen mit einem meist schlechten Image des Berufes bereits heute zu einem alarmierenden Mangel an BerufskraftfahrerInnen führt, die über die am Arbeitsmarkt notwendigen Qualifikationen verfügen. Im Rahmen des Projekts „ProfDRV: Professional driving – more than just driving“ wurde mithilfe von Interviews mit BerufskraftfahrerInnen, TrainerInnen, ArbeitgeberInnen, Sozialpartnern und anderen Schlüsselpersonen der Branche und anhand von ähnlichen Fällen aus u.a. Kanada und Australien erarbeitet, welche Möglichkeiten vonseiten der Berufsbildung bestehen, um zur Verringerung dieses Mangels beizutragen, der bereits heute eine der schwierigsten Herausforderungen für die europäische Transportindustrie darstellt und von dem erwartet wird, dass er sich weiter verschärft. In diesem Beitrag werden primär Lösungsansätze diskutiert, die sich durch den EQR, ECVET und die europäische Richtline 2003/59/EC zur BerufskraftfahrerInnenqualifikation in Europa ergeben.

*„Das Lernmodell SOLOS“*, Karin Bockelmann, Wissenschaftliche Beraterin im Projekt EUCOLOG (Deutschland): Mit dem Lernmodell SOLOS (Solutions for Logistics Systems) liegt ein in der Unternehmenspraxis breit erprobter Ansatz für die Organisation von Prozessen des life long learning vor, der sich sowohl für MitarbeiterInnen im gewerblichen und im administrativen Bereich nutzen lässt speziell für logistische Arbeitsfelder, aber auch darüber hinaus. SOLOS lässt sich als „Lernen im Prozess der Arbeit“ charakterisieren; Lernanlässe und die Umsetzung von Lernergebnissen sind unmittelbar auf eigene Arbeitserfahrungen und Problemlösungen der am Lernprozess beteiligten MitarbeiterInnen bezogen.
Das Lernmodell ist in seinen Zielen auf die EQR-Struktur bezogen und weist beispielhaft für mehrere logistische Arbeitsbereiche und die diesen zuzuordnenden Funktionen differenzierte Beschreibungen von knowledge, skills und competencies aus (Funktionen VorarbeiterIn, LagerleiterIn, DisponentIn).

Im Rahmen des Forums und ausgehend von den dargelegten Fällen, die im Rahmen von Projekten (gefördert durch das Programm Lebenslanges Lernen/ Leonardo da Vinci) erarbeitet wurden, sollen Effekte und Anforderungen europäischer Initiativen auf/an die verschiedenen Ebenen der Berufsbildung in den EU-Mitgliedsstaaten gemeinsam mit den TeilnehmerInnen vertiefend erörtert und diskutiert werden. Hierbei soll der Schwerpunkt auf folgenden Fragestellungen liegen:
_Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus unterschiedlichen Europäischen Initiativen für die Berufsbildung und welche Konsequenzen hat das für die Berufsbildungspraxis?
_Wie können PraktikerInnen der Berufsbildung effektiv bei der Umsetzung Europäischer Initiativen im nationalen Kontext unterstützt werden?
_Welche Herausforderungen und Chancen bergen diese Initiativen für das Lebenslange Lernen von Erwerbstätigen und wie können die damit verbundenen Chancen gefördert?
_Wie können derartige Europäische Initiativen als „Chance für alle“ genutzt werden und welche Voraussetzungen gilt es hierfür zu erfüllen?

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